Dienstag, 25. Dezember 2012

Hippiefestival / nackt, nackter, ... / Weihnachten in Tulum

Hippiefestival Rainbow Gathering

Nach einer ziemlich langen Fahrt kamen wir in San Cristobal de las Casas an. Wir hatten dort rund fünf Stunden Aufenthalt, bevor es weiterging nach Palenque. Die Reise nach San Cristobal war bis jetzt meine längste. Wir waren rund vierzehn Stunden im Bus. Nach einer solchen Fahrt kann man seinen Hintern sehr gut spüren. San Cristobal de las Casas war einer meiner ersten Aufenthalte meiner Reise. Jetzt kreuzt sich der Weg meiner Reise an diesem Ort. Es war schön, diesen schönen Ort noch bei Sonnenschein zu sehen. Es ist einer der schönsten Orte, welche ich in Mexico gesehen habe. Doch es war zuerst das Besorgen eines Zelts und eines Schlafsacks angesagt. Wir klapperten diverse Läden ab und wurden fündig. Einen Schlafsack für rund acht Franken, kann dies gut kommen?!?

Bereits in San Cristobal de las Casas sah man sehr viele Hippies und sonstige merkwürdige Menschen, welche wohl den gleichen Weg vor sich hatten. Unser Ziel in Palenque war das Rainbow Gathering. Die Hippies haben jährlich diverse Gatherings, meist aber lokale. Jedes Jahr aber findet irgendwo auf der Welt ein Rainbow Gathering statt. Tausende Hippies pilgern jedes Jahr an den auserwählten Ort, um sich dort zu treffen. Da dieses Jahr am einundzwanzigsten Dezember bekanntlich die Welt unterging, wollte man das Gathering an einem speziellen Ort machen. Man wählte Palenque. Die schönsten Ruinen und Pyramiden Mexicos befinden sich an diesem Ort. Die Hippies pilgern darum dieses Jahr nach Palenque. Es gibt diverse Arten zu Reisen. Es gibt die normalen Touristen welche Ferien an irgendwelchen Orten machen, es gibt die Backpackers welche mit dem Rucksack von Ort zu Ort reisen oder es gibt die primitive Art zu reisen und zu leben, als Hippie. Meist ohne viel Geld pilgern sie von Ort zu Ort, oft auf der Suche nach einem Gelegenheitsjob. Hippies sind auch bekannt für ihre Tanz- und Feierrituale, für Vegetarisches und Veganes Essen, leben oft in Zelts oder sonst wo ziemlich einfach und konsumieren gerne Marihuana und sonstige natürliche Drogen wie zum Beispiel Pilze. Als Hippie zu leben käme für mich nicht in Frage. Dennoch wollte ich diese Art zu leben und zu reisen mal genauer kennenlernen und habe mich für diese Rainbow Gathering entschieden.

Pedro und ich nahmen den nächsten Bus von San Cristobal de las Casas nach Palenque. Noch einmal rund fünf Stunden. Das schlimmste was in einem Bus passieren kann, ist wohl ein schreiendes und kotzendes Baby. Wenn dann nebenbei aber statt eines Films eine live Show von Britney Spears im TV läuft, kann man wohl nicht mehr tiefer fallen. So geschah es uns während dieser Reise. Wir kamen in Palenque an. Da es bereits Nacht war, übernachteten wir in einem billigen Hotel. Am nächsten Morgen dann besorgten wir uns noch einige Dinge und machten uns auf in das Abenteuer. Casa de Hernandez hiess der Ort, an welchem man auf einen Kollektivbus warten musste. Diesen bestiegen wir mit rund zehn anderen Hippies aus aller Welt. Russland, Italien, Spanien, Rumänien, von überall kamen sie, oft nur wegen diesem Festival. Die Hippies sind ziemlich friedliebend und offen, so lernt man sehr schnell Leute kennen. Bienvenido a Casa, welcome home, war die Aufschrift am Eingang des Rainbow Gatherings. Bereits dort konnte man die schrägsten Personen und grössten Hippies sehen. Vielen konnte man bereits ansehen, dass sie bereits einige Tüten geraucht hatten. Pedro und ich machten uns auf eine erste Erkundungstour und suchten einen Platz, um unser Zelt zu stellen.

nackt, nackter, ...

Wir liefen durch den Urwald, überall waren Zelte, gross und klein. Quer durch alles hatte es einen Fluss, welcher sich elegant durch die Wälder schlängelte. Es war wohl das verrückteste Festival, welches ich je gesehen hatte. Wo war ich da gelandet!?! Wenn man es nicht selbst gesehen hat, kann man es sich kaum vorstellen. Ich versuche nun, das Gesehene etwas näher zu beschreiben. Man muss es jedoch selbst gesehen haben, um es zu glauben. Nach nur einigen Metern liefen uns bereits die ersten nackten Menschen über den Weg. Nackt, splitternackt! Die, die nicht nackt waren, hatten ziemlich wenig an. Zuerst war es etwas befremdend, all diese Menschen so zu sehen, aber man gewöhnte sich relativ schnell daran. Wir liefen neben einem Zelt vorbei genannt "Fuck for Forest". Sah ich das gerade richtig? Liebten sich da zwei Menschen öffentlich? Da waren tatsächlich ein Hippiemann und eine Hippiefrau aufeinander und liebten sich. Daneben drei Personen welche den Akt mit Trommeln begleiteten, eine Person welche das ganze filmte und dahinter einige Zuschauer. Mein Gott...das hatte ich echt noch nie so gesehen. Wir fanden einen Platz, um unser Zelt zu stellen. Edgar, rund fünfzig Jahre alt, Hippie aus den vereinigten Staaten, ebenfalls nackt, erklärte uns Neulingen, wie sich alles abspielt und wie ein Rainbow Gathering funktioniert. Es gibt kein Staff oder sonstige Cheffs an einem Gathering. Jeder hilft jedem, jeder ist für jeden da und man solle viel helfen, das Essen zuzubereiten oder sonstige Aufgaben erledigen. Karma nennt sich das. Man tut gutes, man bekommt gutes zurück. Man soll sich einfach frei fühlen an einem Rainbow Gathering. Edgar erklärte uns die Dinge, als wäre es normal, splitternackt einem anderen Menschen was zu erklären. Wir machten uns auf eine weitere Erkundungstour an den Fluss. Bin ich da im Paradies gelandet?!? Da waren doch tatsächlich rund zwei bis dreihundert Menschen an dem Fluss und badeten sich, nackt, alle nackt. Und da waren nicht etwa wie an FKK Badestränden irgendwelche alte und hässliche Glüstler. Nein, da waren meist junge Menschen, Frauen und Männer, welche es für normal befanden, nackt zu baden. Man betrachtet automatisch alle Menschen und ich muss sagen, die Hippies haben wunderschöne Mädchen unter sich. Ich kriege das Bild nicht mehr aus dem Kopf, ein wirklich paradiesisches Bild, wie all diese Hippies am Fluss badeten, Frauenanteil rund siebzig Prozent, einige machte Turnübungen, einige machten Musik, einige räkelten sich an einem Seil an den Bäumen und viele waren einfach da und sprachen miteinander. Pedro und ich wollten nicht auffallen mit unseren Kleidern. So zogen wir uns ebenfalls aus und nahmen der ganzen Sache Teil. Den ganzen Nachmittag genossen wir die Atmosphäre am Fluss, nackt natürlich. Unter all den Nackten sahen wir auch Gabriel, den wir aus Puerto Escondido kannten. Mit ihm zogen wir danach auch meist herum. Wir traffen auch viele weitere Personen an, die wir während der Reise kennenlernten.

Am Abend dann war essen angesagt. Ohne Fleisch, versteht sich. Sehr gerne hätte ich daneben ein Stück Fleisch genossen, damit war leider nichts. Noch schlimmer war, dass das ganze Essen nicht gesalzen wurde, weiss der Teufel warum nicht. Das Essen ist definitiv nichts für mich. Ungesalzen und ohne Fleisch geht einfach nicht. Mein Magen knurrte ziemlich. Vor dem Essen gab es aber noch rund eine Stunde lang Gesang und Rituale. Man musste oft die Hand des Nachbars küssen und man umarmte oft die Person neben sich. So zeigte man einander, dass man eine Familie ist. Nächstes Mal wähle ich einen Platz neben einem Mädchen, so dachte auch Pedro. Wir sind ja gute Kumpels und reisen zusammen, aber so viele Umarmungen und Handküsse waren uns dann doch ein bisschen zu viel. Nach dem Essen tanzten und sangen wir am Feuer. Es sah ungefähr so aus, wie Regentänze aus Indianerfilmen. Noch zu sagen, viele Mensch waren immer noch nackt. Einige Hippies kennen wohl keine Kleider. So kam Mitternacht des einundzwanzigsten näher. Der Untergang nahte.

Man glaubt es kaum, aber kurz nach Mitternacht begann es zu regnen. Es regnete wie aus Kübeln. Der Bach verwandelte sich zu einem gefährlichen Wildbach. Einige Zelte, Rucksäcke und vieles mehr riss der Bach mit. Wir gingen zurück in unser Zelt. Die ganze Nacht regnete es. Der achtfranken Schlafsack war wirklich acht Franken wert. Sehr schnell war er nass. Das Zelt war undicht und wir schliefen in einer Wasserlache. Unsere Rucksäcke waren ebenfalls durchnässt. Am nächsten Tag dann entschieden wir uns aufgrund des Zustands des Zelts, der Wege und allem auf die Rückreise in die Stadt Palenque. Rund die Hälfte der Hippies machten das gleiche. Es war schlicht nicht mehr möglich, in diesem Gelände zu campieren. Da in der Stadt alles voll war, mussten wir eine weitere Nacht auf einem Campingplatz übernachten. In der Nacht des einundzwanzigsten dachte ich einige Minuten wirklich, die Welt würde untergehen. Noch selten hatte ich so intensiven Regen gesehen. Nach diesen Campingtagen machten wir uns auf nach Villahermosa. Pedro flog zurück nach Guadalajara um mit seiner Familie Weihnachten zu feiern, Gabriel blieb in Palenque für eine Weile und ich nahm den Bus nach Tulum.

Weihnachten in Tulum

Nach einer zehnstündigen Busfahrt kam ich in Tulum an. Es war der vierundzwanzigste Dezember, Heiligabend. Meine Familie sendete mir Fotos von dem Essen und wie sie feierten. Sehr gerne wäre ich dabei gewesen. Nicht nur des Fondue Chinoise wegen, nein. Vor allem um mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Ich vermisste sie alle echt, vor allem am Abend. Das Hostel, in dem ich mich zur Zeit befinde, ist ziemlich langweilig. Ich habe das falsche Hostel gewählt. Leider waren die guten Hostels mit all den Backpackern ausgebucht. So machte ich mich auf und ass alleine eine Meeresfrüchtespaghetti. Ja, das war mein Weihnachtsdinner. Um den Abend nicht langweilig zu verbringen machte ich mich auf die Strasse und siehe da, wer traf ich da an, Gabriel. Was für ein Zufall. So entschieden wir uns, gemeinsam eine Bar aufzusuchen. Mit einer Französin dann fanden wir die perfekte Bar. Es spielte eine Live Band. Reggae und Cumbia war angesagt. Ein aussergewöhnliches Weihnachtsfest. Reggae bei angenehmer Temperatur, T-Shirt und kurze Hosen, feiern mit all den Backpackern und viel viel mexicanisches Bier.

Ich bleibe noch eine Nacht in dem Hostel, da ich bereits für zwei Nächte bezahlt habe. Danach schaue ich für einen freien Platz in einem anderen Hostel oder werde an einen anderen Ort gehen. Eventuell bin ich schon in einigen Tagen in Belize, wir werden sehen.







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