Verkehrte Welt in Guatemala City
In diesem
Blog erzähle ich von diversen lustigen Situationen und Frauengeschichten. Falls
jemand findet, er habe bereits genug Frauengeschichten gehört, sollte besser
nicht weiterlesen. Es ist einfach Tatsache, dass reisen oft mit
Frauengeschichten zusammenhängt und da ich auch nur ein Mann bin, komme ich
nicht um solche Geschichten. In meinem letzten Blog habe ich den Wunsch
geäussert, eine Guatemalteca besser kennenzulernen. Mittlerweile bin ich
soweit, dass ich eventuell wieder in eine ziemlich verzwickte Situation
gelandet bin und mich immer noch in Mazatenango befinde, drei Tage nach dem
Karneval.
Antigua ist
eine schöne Stadt. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, in dieser Stadt zu
leben. In den Strassen trifft man sehr viele Menschen aus aller Welt. Es hat
sehr viele Touristen und die Stadt ist von Vulkanen und Bergen umgeben. Da ich
bereits einen Vulkan bestiegen habe, war dies nicht auf meiner To Do Liste. So
wollte ich mehr ein paar Tage mit Party und Chill out verbringen und mich auf
den Carneval in Mazatenango vorbereiten. Am zweitletzten Tag geschah es. Eine
meiner verrücktesten Geschichten hat begonnen. Mit einem ziemlichen Kater
durchstöberte ich mit einem Deutschen die Strassen von Antigua auf der Suche
nach Essen. Dann stiessen wir auf zwei Mädchen, welche wir am Abend vorher
kennengelernt hatten. Zugegeben, ich habe nur zwei Minuten mit einem der
Mädchen getanzt und sie konnte sich aufgrund Trunkenheit nicht mehr an mich
erinnern. Sie fragten dennoch, ob wir Lust hätten, einen Aussichtspunkt zu
besteigen. Wir studierten nicht lange und nahmen das Angebot an. Wir hatten ein
paar lustige und Interessante Stunden. Ich habe Merl danach gefragt, ob sie
Lust hätte, mit mir am Abend essen zu gehen. Sie bejahte mit einem Lächeln und
teilte mir mit, ich solle um etwa sieben Uhr den Chicken Bus nach nach Miraflor
nehmen, dort warte sie auf mich. Miraflor, was für ein Name eines Dorfes,
dachte ich. Müsste wohl ein kleines Dörfchen um Antigua sein. Noch kurz zu den
Chicken Bussen. Diese Busse sind alte Schulbusse aus den Vereinigten Staaten,
welche das Land Guatemala billig gekauft hat. Allgemein sendet die USA alles
was für ihr Land zu alt ist nach Zentral- und Südamerika. So sind all die
Abgasschleudern in Drittweltländern. In den Chicken Bussen ist es teilweise
ziemlich gefährlich. Zwei meiner Freunde wurden in diesen ausgeraubt und es
habe schon oft bewaffnete Überfälle gegeben.
So habe ich
in dieser Nacht den Bus nur mit ein wenig Bargeld und ohne Ausweise oder
Telefon bestiegen. Wir fuhren und fuhren. Nach einer Stunde habe ich mich sehr
gewundert, wo wohl dieses Miraflor liegen könnte. Plötzlich lag eine riesige
Stadt vor mir. Es war Zeit, mich zu erkundigen. Eine Person hat mir dann
erklärt, Miraflor sei ein Teil von Guatemala City, einer Millionenmetropole,
welche am nächsten Tag mein Ziel war. Oh mein Gott, wo bin ich nur gelandet.
Ich habe etwas später Merl getroffen, wir gingen Essen, besuchten anschliessend
eine Bar und landeten mitten in der Nacht in einem Autohotel. Merl musste aber
um fünf Uhr den Bus zu ihrer Arbeit nehmen. So wartete ich als einziger Tourist
am frühen Morgen in einer der gefährlichsten Städten Zentralamerikas auf einen
Chicken Bus. Nach vielen Minuten kam er und ich fuhr zurück nach Antigua um
meine Siebensachen zu packen, um wenige Stunden später wieder zurück nach
Guatemala City zu gehen. So habe ich das echt nicht geplant, aber wenn man Marc
Ruck heisst, gerät man halt in solche Situationen.
In Guatemala
City habe ich Yoav, meinen Freund aus Israel, wieder getroffen. Zusammen
erkundeten wir Guatemala City. Für mich ist Guatemala City ein von Touristen
fast unberührter Fleck. Ich empfehle jedem, die Stadt für einen Tag
anzuschauen. Wer bereits einen Monat in Guatemala herumgereist ist und die
teilweise grosse Armut in den ländlichen Gegenden gesehen hat, wird verblüfft
sein. Zona 10 zum Beispiel hat Dutzende riesige Gebäude. Holiday Inn, Hyatt,
Hilton und all die grossen Hotels weilen dort. Man fühlt, man sei in den USA.
Die herausgeputzten Strassen werden oft von Hummers, Escalades und ähnlichen
Autos befahren. Es herrscht grosser Reichtum. In der Nacht sind wir in einem
Club gelandet, welcher mir ziemliche Bedenken gemacht hat. Vor allem reiche
Leute, teilweise ziemlich hässlich und dick tanzten dort mit Models und Escort
Girls. Champagner und teure Alkoholflaschen gingen über den Tresen. Das Bier kostete
gleich viel wie in der Schweiz. Gerne wollten wir mit einigen Mädchen tanzen.
Diese teilten uns immer mit, dass sie sehr gerne mit uns tanzen würden, aber
bezahlt werden, nur mit den reichen Leuten zu tanzen. Ich genoss nur ein
einziges Bier und habe mich ziemlich ab dieser Gesellschaft gefragt. In anderen
Teilen Guatemalas sterben Leute weil sie keinen Zugang zu Doktoren haben oder
verhungern und in diesem Teil Guatemalas wird das Geld herumgeschleudert.
Vermutlich werde ich diese Situation wieder antreffen in irgendwelchen anderen
Grossstädten Zentralamerikas. Später in Mazatenango habe ich von zwei Leuten
aus Guatemala City erfahren, dass dieser Club, genannt el Matador, ein Club von
Narcos sei. Narcos sind diejenigen, die den Drogen- und Waffenmarkt zwischen
Süd- und Nordamerika kontrollieren.
Carneval in Mazatenango
Mit Yoav ging
ich dann am darauffolgenden Tag nach Mazatenango. Nach einer vierstündigen
Fahrt erreichten wir die Stadt. Es schien, als seien wir die einzigen
Touristen. Am ersten Abend besuchten wir einen Schönheitswettbewerb. Wir haben
getrunken und uns mit Einheimischen unterhalten. Man hat uns vor den Kartellen
und Narcos gewarnt, welche von Mexico und anderen Staaten Guatemalas für den
Carneval nach Mazatenango gehen.
An den
darauffolgenden Tagen besuchten wir den Carneval in Mazatenango. Meist haben
die Paraden am Nachmittag angefangen. So waren wir immer etwas früher bereit,
um uns einen guten Platz zu ergattern. Die Biere waren wie bereits in Flores
nur fünf Quetzales, umgerechnet fünfzig Rappen teuer. Wir genossen die vielen
verschiedenen farbenprächtigen Umzugsteilnehmer, liessen uns von diversen
Familien und Einzelpersonen fotografieren und haben viel gefeiert. Viele
Menschen in Mazatenango wollten Fotos von uns schiessen. Es ist wirklich
alltäglich, dass hier Leute aus anderen Teilen der Welt erscheinen. Selbst die
Schönheitsköniginnen haben uns um ein Foto gebeten. So etwas erlebt man in der
Schweiz bestimmt nie. Wir konnten später ungestört noch einige Worte mit den
Schönheiten wechseln. Es war ziemlich interessant. Es folgten Umzugsteilnehmer,
weitere Familien, mehr Schönheiten und leider auch viele Schwule, welche mit
uns aufs Foto wollten. Für einen Moment fühlten wir uns als Prominente. Richtig
gehört, Schwule wollten uns auch ständig kennenlernen. Dies ist ein Nachteil,
wenn man anders aussieht, wie alle andern. Ich habe nichts gegen Schwule und
habe während meiner Reise auch viele Homosexuelle kennengelernt, welche
wirklich cool waren. Aber wenn man von diesen Personen ständig angefasst und
angemacht wird, fängt es mit der Zeit wirklich an zu nerven…
Die nächsten
Tage haben wir Abwechslungsweise mit Karneval und im Park sitzen verbracht.
Falls gerade kein Karneval war, haben wir uns ein Bier gekauft und haben unser
Leben im gemütlichen Park genossen. Es kamen stets Personen, welche sich
erkundigt haben, woher wir sind. Anzugsträger, Militärs, Schüler, Penner und
zum Teil wirklich schöne Mädchen. Schöne Mädchen, ich komme wieder einmal
zurück zum Thema Mädchen. Viele wollten uns besser kennenlernen und Facebook
und Nummern austauschen.
Während ich
diesen Blog schreibe, ist der Karneval bereits seit drei Tagen beendet. Ich
befinde mich aber immer noch in Mazatenango. Was ist wohl passiert. Nein, es
ist keine Alkoholvergiftung oder eine sonstiges Leiden. Ich habe ein
supernettes und wunderschönes Mädchen am Karneval kennengelernt, welches ich
nicht einfach so verlassen konnte. Ihr Name ist Alma. Sie hat mich auch
gebeten, noch einige Tage zu bleiben. Am
zweiten oder dritten Abend habe ich Alma kennengelernt. Wir haben abgemacht,
dass wir zusammen eine Parade anschauen werden. Gesagt getan, haben wir
gemeinsam die Parade angeschaut. Am Abend besuchten wir zusammen ein Konzert.
Dort hats gefunkt. Seit diesem Abend haben wir sehr viel miteinander
unternommen. Dabei bin ich auch in eine lustige Situation geraten. Alma spielt
Frauenfussball. Sie hat mich gefragt, ob ich gerne ein Spiel von ihnen
anschauen möchte. So habe ich mich am einen Abend statt für Karneval für das
Spiel entschieden. Ich habe aber verstanden, dass ich dort mitspielen werde. So
bin ich mit Fussballausrüstung auf dem Platz erschienen. Alle haben sich
gefragt, wieso ich mit Fussballausrüstung erschienen bin. Sie haben mir später
erklärt, dass ich nur Zuschauer war. So musste ich mir ein Frauenfussballspiel,
welches mehr als eine Stunde gedauert hat, anschauen. Ich denke aber, Alma hat
dies sehr geschätzt. Sie hat mir auch versprochen, dass ich an einem anderen
Tag auch mitspielen darf.
So vergingen
die Karnevaltage. Meine Freunde Yoav und Jonas, welcher später ebenfalls zugestossen
ist, verliessen Mazatenango. Ich bin zur Zeit in einem ziemlichen Wirrwarr von
Gefühlen. Ich weiss nicht, wie es um mich und Alma steht. Ich möchte auf eine
Art weiterreisen, auf die andere Art aber noch einige Zeit hier verbringen.
Dazu kommt, dass mein Konto langsam zu Neige geht. Dieses Problem muss ich wohl
zusätzlich in den nächsten Tagen in Angriff nehmen und mir überlegen, was ich
tun soll. Ich werde jetzt aber noch einige Tage die Zweisamkeit mit Alma
geniessen. Es wird aber ziemlich hart werden, sie zu verlassen...