Samstag, 30. März 2013

Zurück in der Schweiz/Depressive Stimmung

Zurück in der Schweiz

Nach dreissig Stunden Busfahrt, neun Stunden Flugzeit und sechs Stunden im Zugfahrt von Frankfurt nach Bremgarten habe ich es endlich geschafft. Mein Traum war immer, mit Sack und Pack im Hollywood Pub, meinem Stammlokal in Bremgarten einzutreffen. So bin ich dann etwa um neun Uhr Abends im Holly angekommen und wurde bereits von meinen ersten Kolleginnen herzlich begrüsst. Als ich dann auch bereits das erste Bier gesponsert bekommen habe und den Gerstensaft die Kehle herunterfloss realisierte ich, dass ich zu Hause angekommen bin. Von Frankfurt nach Bremgarten wollte ich mir eigentlich die Zugfahrt sparen und per Autostopp nach Hause kommen. Nach zehn Minuten mit erhobenem Daumen vor der Einfahrt auf die Autobahn habe ich es bereits aufgegeben. Nur mit Pullover war die Sache echt etwas zu kalt. Ich hatte einen wahnsinnigen Kälteschock. Zwölf Stunden vorher hatte ich noch fünfunddreissig Grad.

Depressive Stimmung

Nun bin ich wieder zu Hause. Mir geht es nicht wahnsinnig gut. Ich spüre eine Art Depression aufkommen. Viele Backpacker, welche nach einigen Monaten reisen den Heimweg antraten, haben mich davor gewarnt und mir erzählt, wie sie sich jeweils gefühlt haben. Es ist ein schreckliches Gefühl, welches kaum jemand vorstellen kann, wenn er nicht so lange gereist ist. Bereits im Zug von Deutschland nach Bremgarten musste ich bemerken, dass ich nicht mehr in Zentralamerika oder Mexico war. Ich setzte mich in Basel in ein Abteil und begrüsste die Person vor mir mit einem Lächeln. "Grüezi, wie gehts?" Mit verdutzten Augen guckte mich die ältere Dame an und murmelte auch ein Grüezi raus. In Guatemala hätte sich daraus ein Gespräch entwickelt. Man hätte sich für die Person interessiert, mit welcher man den Sitz teilt. Egal ob Ausländer oder nicht, jeder spricht praktisch mit jedem, auch wenn es teilweise nur ein Smalltalk über das heisse Wetter ist. So musste ich einsehen, dass die ältere Dame mir wohl nicht erzählt, wie es ihr geht. Neben mir im anderen Abteil eine junge Dame, welche sich mit schminken beschäftigt war und nebenbei mit ihrer Freundin telefonierte. "Nein mann, er ist so ein Arschloch...hör mal, ich hab mir heute neue Schuhe gekauft, das dreissigste paar...nein wirklich, ich hasse ihn, was stellt er sich eigentlich vor...ja mann, wohin soll ich denn meine Schuhe noch stellen, ich hab keinen Platz mehr...". Dies waren ungefähr die Sätze, welche ich gehört habe. Sind dies die üblichen Probleme der jungen Schweizer Mädchen?!? Ich habe noch mehr Menschen beobachtet. Die einen versuchen, möglichst konstant in die Gratiszeitung zu starren, dass man ja nicht mit jemandem sprechen muss, die einen drücken sich ein Bier ins Gesicht um die täglichen Sorgen zu vergessen, der eine ältere Herr telefonierte mit seiner Frau "Ja, Schatz, in fünf Minuten bin ich zu Hause, du musst keine Angst haben", legte den Hörer ab und murmelte ein "Ach, wie geht das nur weiter" vor sich und dann gab es noch einige heulende Kinder. Ein Lächeln habe ich von kaum jemandem gesehen, geschweige denn von Menschen, welche mit Gitarren in die Züge kommen, etwas vorspielen, Menschen, die mit frischen Früchten und sonstigen Esswaren handeln, alles fehlte. Es fiel mir auch sehr auf, dass es kaum hübsche Mädchen hatte. In all den Ländern war es normal, dass es einfach wunderschöne Mädchen überall hatte, in Basel oder während der ganzen Zugreise nach Bremgarten habe ich kaum ein schönes Mädchen gesehen. Ich war definitiv wieder in der Schweiz angelangt...

Ich war sehr froh, hatte mir Hage, bei dem ich meine Möbel eingestellt habe, das Angebot gemacht, bei ihnen in der WG einige Nächte zu verbringen. Es sei ein Zimmer frei. Nun, nach einigen Tagen kann ich hier definitiv bleiben. Wenigstens ein Problem ist gelöst. Zur Zeit habe ich noch einige Probleme, welche zuerst gelöst werden müssen, um einen normalen Tagesablauf wieder herzustellen. Zuerst benötige ich einen Job, dann ein Auto, allgemein Geld fehlt mir, usw. Es ist zur Zeit nicht einfach. Aber nach fast neun Monaten Reise, kann man schon ein wenig unten durch. Dies ist auch nicht unbedingt das Problem. Das Problem ist wirklich der Kulturschock. Das kalte Wetter, fast täglicher Niederschlag, Schnee nicht ausgeschlossen, macht mir echt zu schaffen. Die ganze Kultur mit den fröhlichen Menschen in den Strassen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln fehlt mir sehr. Ich vermisse Mexico und Zentralamerika sehr. Dazu kommt, dass ich Alma sehr vermisse. Mit jedem Tag vermisse ich sie mehr. Ich weiss echt nicht, was ich tun sollte. Wird sie jemals in die Schweiz kommen? Wann wird sie kommen? Was tut sie die ganze Zeit in Guatemala? Geht es ihr gut? Warum schreibt sie manchmal oft nicht regelmässig? Hat sie mich immer noch gerne? Hat sie bereits wieder jemanden kennengelernt? Viele Fragen quälen mich diese Tage, oft schlafe ich schlecht. Ich denke, in den nächsten Tagen muss ich mit ihr sprechen, sonst macht mich alles nur noch mehr kaputt.

Über mein Heimatland die Schweiz kann man aber nicht nur schlechtes sagen. Das Essen zum Beispiel habe ich sehr vermisst. Es ist wirklich echt speziell, nach neun Monaten wieder Schweizer Käse, einen Hörnlisalat oder eine Cervelat zu essen. Der Gaumen und das Gemüt sind echt glücklich, wenn sie wieder die Geschmäcker der Schweizer Kost verspüren. Ich war auch sehr glücklich, meine Freunde und Freundinnen und vor allem meine Familie wieder in die Arme zu nehmen. Freunde und Freundinnen und die Familie sind das kostbarste Gut, was man hat. Wieder bei ihnen zu sein, macht alle glücklich. Ich wurde von allen wieder sehr gut aufgenommen. Meine Familie und meine Freunde und Freundinnen haben mir sehr viel geholfen. Dafür danke ich allen ganz herzlich! Vielen vielen herzlichen Dank für eure Hilfe!!!






Freitag, 22. März 2013

Verrückter Stau / Lange Heimreise


Verrückter Stau

Bereits als Kind habe ich mich bei langen Auto- oder Busfahrten gelangweilt und dies auch mit Knurren und Murren mitgeteilt. Meine Mutter sagte mir stets, ich solle Autos oder zum Beispiel Weihnachtsbäume zählen oder einfach ruhig sein und rausschauen. Rausschauen, genau das habe ich die letzten drei Tage gemacht. Seit drei Tagen nun verbringe ich die Zeit meist in Bussen. Die Rückreise hat in Mazatenango angefangen. Nun, rund dreissig Busfahrstunden später befinde ich mich in Cancun, Mexico. Hätte ich mein I-phone noch, mit all meiner Musik und Unterhaltungsmöglichkeiten, wäre alles halb so langweilig gewesen. Dieses habe ich entweder verloren oder, was ich ziemlich fest vermute, wurde es gestohlen. Der vermeintliche Dieb hat mir immer noch nicht zurückgeschrieben, ob er mein I-phone gesehen hat. Man kann sich manchmal sehr fest in Personen täuschen. Während meiner Abreise von Mazatenango und meinem letzten Blog habe ich noch einiges erlebt. Es waren lustige Zeiten mit neuen Erlebnissen und dem Highlight, dem Wiedersehen von Alma, aber auch ziemlich traurige wie beispielsweise das Buchen des Rückflugs und der Abschied nach einer Woche von ihr.

Yoav und ich haben uns in El Tunco nach langer gemeinsamer Reisezeit getrennt. Ich werde ihn bestimmt wiedersehen. Entweder in Israel oder dann bei einer nächsten Reise. Unsere Interessen beim Reisen sind ziemlich ähnlich, darum kann es gut sein, dass ich wieder einmal mit ihm reisen werde. Kolumbien oder Venezuela könnten ein nächstes Ziel sein. Mit Sandy ging ich dann per Autostopp weiter nach Esquintla, Guatemala. Sandy’s Ziel war Antigua, mein Ziel Mazatenango. So verabschiedete ich mich auch von ihr. In Esquintla nahm ich im Bus nach Mazatenango Platz. Die Fahrt war nicht lange und der Chauffeur teilte uns mit, wir sollen uns festhalten, es werde allenfalls etwas brenzlig. Ich traute meinen Augen kaum. Da war auf unserer Spur Stau und der Typ am Steuer wusste nichts Gescheiteres als die Gegenfahrbahn zu  nehmen. Als Geisterfahrer wichen wir all den Entgegenkommenden Fahrzeugen aus bis uns ein Polizeiauto anhielt. Doch der Spuk hörte nicht auf. Der Chauffeur meinte, wir sollen ihm einige Dinge anwerfen. So flogen Orangen, Limonen und alles mögliche in Richtung Polizist. Als dann aber eine zehnmannstarke Truppe der Polizei eintraf, musste der Chauffeur die Fahrt Rückwärts ans Ende des Staus nehmen. Der Stau bewegte sich keinen Meter. So entschied ich mich, den Rest nach Mazatenango zu marschieren…Was für eine doofe Entscheidung, da es bereits schon dunkel war. Dies bemerkte ich nach einigen Minuten an den Blicken von irgendwelchen struben Personen oder eventuell Dieben, welche mich verfolgten. Plötzlich hörte ich eine Stimme „Vos que putas, Maaaaarc“. Ich sah eine Kollegin und einen Kollegen, welche ich aus Mazatenango kenne. Was für ein Zufall, ich war gerettet. Ich konnte den restlichen Weg mit ihnen fortsetzen. Die rund 15 km Strecke bezwangen wir in rund sieben Stunden. So einen Stau habe ich noch nie gesehen. Da gab es einen Fahrstreifen in die eine Richtung und einen in die andere Richtung. Da wir uns aber auf der meistbefahrenen Strecke befanden, gab es sehr viele grosse Trucks. Die konnten den Weg nicht sehr schnell bestreiten. So gab es immer wieder Lücken. Es gab immer Personen, welche in diesen Lücken überholen wollten, so gab es ein ziemliches Chaos. Teilweise bewegten wir uns keinen Meter mehr für rund eine Stunde. Um zwei Uhr in der Nacht erreichte ich Mazatenango und konnte Alma endlich in die Arme nehmen. Wir waren beide überglücklich. Es war ein wunderschönes Gefühl, wieder bei ihr zu sein.

Lange Heimreise

Es folgten weitere schöne Tage mit Alma und ein ziemlich verrücktes Wochenende. Mit einer Gruppe Freunden und ein paar, die ich nicht kannte, machten wir uns auf an den Strand genannt Champerico. Zwei der Jungs, die ich nicht kannte, erschienen mit Pistolen. Es ist in Guatemala normal, dass die Leute teilweise mit Pistolen herumlaufen. Die meisten von ihnen sind Narcos. So auch die beiden Jungs. Sie gehörten auch zu diesen sogenannten Narcos, waren aber ziemlich freundlich. Dennoch war ich vorsichtig. In der späteren Nacht packte ich trotzdem den Mut zusammen um zu fragen, ob ich einige Schüsse abfeuern kann. Sie willigten ein und wir schossen ein wenig in den Wald. Weiteres Top-Highlight! Ich habe schon oft im Militär geschossen, aber mit einer Pistole von vermeintlichen Narcos, das erlebt wohl nicht jeder…

Die Tage vergingen und mein Geld wurde knapper. Um etwas Geld zu sparen, konnte ich in der Wohnung eines Freundes schlafen. Seine Mutter hat jeweils gekocht. Mit ihr habe ich viel über die verschiedenen Länder und Kulturen ausgetauscht. Sie war ziemlich liebherzig. An einem Morgen kochte ich eine Rösti. Dies habe ich immer versprochen. Leider gelang mir diese nicht so, wie ich wollte. Das Küchengerät war ziemlich schlecht und der Kochherd uneben und ölig. Die Rösti gelang mir nicht so, wie sie mir in der Schweiz jeweils gelingt. Zusätzlich war der Küchenboden später voll mit Kaffee und Öl. Die Pfanne mit Kaffee ist mir beim Versuch die Rösti zu kehren auf den Boden gefallen. Shit happens! Sie hatten trotzdem Freude und genossen meine Rösti.


Der Tag kam, an dem ich Alma mitteilen musste, dass ich nach Hause gehe. Sie war sehr traurig. Sie war nicht die einzige. Ich war es auch. Wir haben uns aber gegenseitig versprochen, alles zu tun um uns wieder zu sehen. Sie möchte sehr schnell in die Schweiz kommen. Wenn ich zu Hause bin, werde ich mich erkundigen, wie es möglich ist, dass sie in die Schweiz kommen kann. Die gemeinsame Zukunft steht also noch in den Sternen. Ich werde die nächsten Tage und Wochen bestimmen lassen, was aus uns geschieht. Ich möchte eigentlich sehr gerne wieder lange Reisen gehen, dennoch aber auch mit ihr sein. Mal sehen, wie die ganze Geschichte endet oder weitergeht…

So bestieg ich den Bus nach Guatemala City und wollte bereits etwas Musik hören. Zehn Mal habe ich meinen Rucksack durchschaut. Mein I-Phone war aber unauffindbar. Ich war mir zu 99% sicher, das Telefon ins Aussenfach gesteckt zu haben. Nur eine Person wusste, dass es dort war. Dies war mein Freund, bei dem ich in den letzten Tagen schlafen konnte. Ich hoffe sehr, dass ich das Phone nur verloren habe und er es mir nicht gestohlen hat. Die Fahrt war lange! Ich war glücklich, zwischendurch einige interessante Menschen kennengelernt zu haben. Mit ihnen konnte ich einige Worte und Erfahrungen austauschen. Es war teilweise ziemlich interessant. Nun bin ich in Cancun angekommen. In einer Stunde verlässt der Flieger Mexico nach Frankfurt. Fast neun Monate bin ich nun gereist. Es waren neun super Monate! Beim nächsten Blog werde ich die ganze Reise noch einmal etwas aufarbeiten und mich noch einmal in die letzten Erlebnisse zurückdenken…Was sicher ist, I HAD THE BEST TIME OF MY LIFE!!!

Freitag, 8. März 2013

Unerwartetes Ende meiner Reise / Surfen in El Salvador


Unerwartetes Ende meiner Reise

Ich befinde ich in den schlimmsten Tagen meiner inzwischen achtmonatigen Reise. Die letzten Tage meines grossen Abenteuers kommen näher. Langsam beginne ich zu realisieren, dass ich mich um die Heimreise kümmern muss. Ich hatte viele Ziele! Zuerst wollte ich rund ein Jahr in einem kleinen Hotel in Costa Rica verbringen. Daraus wurden jedoch nur ein paar wenige Tage. Was in der schlimmsten Nacht meines bisherigen Lebens passiert ist und wie es dazu gekommen ist, Playa Junquillal zu verlassen, habe ich bis jetzt noch nicht vielen Personen erzählt und in meinem Blog nichts darüber geschrieben. Ich überlege mir aber, eventuell zu einem späteren Zeitpunkt das ganze aufzuarbeiten und das Passierte zu schildern. Noch immer bin ich froh, dass ich Heil aus diesem Hotel fliehen konnte. Später hatte ich das Ziel, von den Vereinigten Staaten nach Argentinien zu reisen. Bereits in den Staaten musste ich aufgrund den massiven Ausgaben bemerken, dass ich vermutlich nicht bis nach Argentinien kommen werde. So war das nächste Ziel, wenigstens Panama zu erreichen. Während ich aber in Mexico fast ein halbes Jahr gereist bin, habe ich bemerkt, dass es viel schöner ist, ein Land bis ins Detail kennenzulernen und nicht nur die Touristenorte zu besuchen. Die Kultur und das Leben in einem fremden Land begann mich ziemlich zu interessieren. Nur so kann man auch super Freundschaften schliessen mit Personen, die im Land wohnen. In Guatemala dann habe ich die Art so zu reisen wie in Mexico fortgesetzt und ein wunderschönes und supernettes Mädchen kennengelernt, Alma. Im letzten Blog habe ich bereits von ihr erzählt. Zwei Tage später nachdem ich den Blog aufgeschaltet habe, nahm ich mir die Zeit um mal meine Ausgaben anzuschauen. Es konnte nicht sein, dass ich so viel Geld in den vergangenen Tagen ausgegeben hatte. Ich bemerkte, dass ich geskimmt wurde. Diese Tage änderten viel in meinen Plänen und Zielen und es wurde mir bewusst, auch das Ziel, Panama zu erreichen, nicht möglich sein wird.

Seit rund einem Monat konnte ich nur noch mit meiner Kreditkarte Geld abheben. Dies kam mir schon ziemlich komisch vor. Meine Mutter hat mir zusätzlich mitgeteilt, dass meine Kreditkarte gesperrt wurde, einen Grund wurde aber nicht mitgeteilt. So vermuteten wir, es war aufgrund meiner Limite. So checkte ich meine Ausgaben und musste feststellen, dass an allen Orten an welchen ich war, jemand immer zwischen fünfzig und vierhundert Franken abgehoben hat. Dies kam mir bekannt vor. Bereits vor drei Jahren hatte ich einen Skimming Fall. Beim Skimming wird die Bankkarte kopiert und der Code mittels kleinster Kamera aufgezeichnet. So konnten die Gauner rund zweitausend Franken stehlen. Meine Bank teilte mir mit, ich werde das Geld zurück erhalten, es werde aber eine Weile dauern. Da mein Konto nun ziemlich geschrumpft ist, habe ich mir das erste Mal Gedanken über die Heimreise gemacht, wollte es aber noch nicht glauben. Meine Devise ist aber immer noch, dass ich kein Geld ausleihen möchte, von niemandem. Ich sitze nicht gerne auf Schulden fest. Wenn mir das Geld ausgeht, muss ich es akzeptieren und die Heimreise antreten.

Die darauffolgenden Tage waren sehr schwer. Alma und ich zögerten immer mehr Tage heraus, weil wir unbedingt mehr Tage zusammen geniessen wollten. Doch der Tag kam, wo wir ernsthaft unsere Situation besprechen mussten. Zusammen mussten wir einsehen, dass es mit jedem Tag schwieriger wird für uns beide, wenn ich gehe. Nur noch einige wenige Tage mehr zu bleiben, ändert am Schluss auch nichts. Wir haben auch darüber gesprochen, wie schön es wäre, eine Beziehung zu haben und zusammen zu leben. Leider war dies nicht möglich, weil ich meine Reise noch ein wenig fortsetzen wollte und schon bald die Heimreise antreten muss. So haben wir uns nach fast zwei Wochen ziemlich schmerzhaft trennen müssen. Es ist sehr hart, wenn sich zwei Personen sehr gerne haben, es aber nicht möglich ist, zusammen zu bleiben und darum das Ganze zu beenden. Abschiede sind immer hart, dieser war aber einer meiner härtesten. Die Hoffnung, Alma wieder zu sehen, war aber noch nicht gestorben.

Surfen in El Salvador

Meine Reise führte in das nächste Land, El Salvador. Sehr schnell bemerkte ich, wie nett die Menschen in El Salvador waren. Das Land gilt als sehr armes Land. Vor allem auf dem Land gibt es sehr grosse Armut. Die Armut wird auf fast fünfzig Prozent der Bevölkerung geschätzt. Zwanzig Prozent des Einkommens kommt von dem Geld, welches Ausgewanderte aus den Vereinigten Staaten nach El Salvador senden. Es soll zeitweise auch ziemlich gefährlich sein. Vor allem in der Nacht sollte man nicht unbedingt in den Strassen von unbekannten Orten sein.  Ein junger Familienvater hat mir mitgeteilt, er verdiene im Tag zehn Dollar. Von diesen bleiben ihm ein Dollar für die Ernährung seiner Familie und die restlichen neun muss er dem Spital abgeben, weil seine neugeborene Tochter sehr krank war. Dennoch bot er mir Tamales zum Nachtessen an. Ich wollte ihm dafür etwas Geld geben, welches er aber schlicht nicht entgegennehmen wollte. Während meines Aufenthalts in El Salvador habe ich die Herzlichkeit der Menschen immer wieder gespürt.

An meinem ersten Ort, El Tunco, habe ich Yoav wieder getroffen. Ich war ziemlich glücklich über das Wiedersehen. Stets war ich sehr traurig über den Abschied von Alma. Yoav hat mir Mut gemacht und mich auf andere Gedanken gebracht. In El Tunco surften wir einige Tage und ruhten uns aus. Danach reisten wir zusammen nach San Salvador. Ich habe mir San Salvador ziemlich arm und schmutzig vorgestellt mit vielen Strassenkünstlern und Essensständen an jeder Ecke, ähnlich wie in Mexico Stadt. Es war aber genau das Gegenteil. Ich denke, San Salvador ist eine der schönsten Städte, welche ich gesehen habe. Wunderschöne Einkaufszentren, die Strassen sauber, belebt und mit vielen Bäumen, Palmen und Pflanzen bestückt und es hatte wunderschöne Häuser und Gebäude. Der Hauptgrund für den Besuch in San Salvador war Party. Wir wollten wieder einmal so richtig Party machen. In El Tunco war dies nicht wirklich möglich. Während rund fünf Tagen haben wir gefeiert bis in den Morgengrauen. Ziemlich jede Ausgangsgegend haben wir unsicher gemacht. Fazit…San Salvador ist eine der verrücktesten Partystädte mit Clubs, Restaurants und Bars jeder Art. An den letzten beiden Tagen ist Sandy zu uns gestossen. Ich kenne sie von meiner Zeit in Dietwil. Zusammen sind wir in der Guggenmusik und verstehen uns immer bestens. Sie ist auch ein grosser Fan vom Reisen. So hat sie sich kurzerhand entschieden, einen Trip in Zentralamerika zu machen. Mit Sandy und Yoav blieb ich bis Montag in San Salvador. Danach gingen wir zusammen nach El Zonte, wo wir noch einmal vier Tage mit Surfen verbrachten.

Nach langem Nachdenken, habe ich meine Entscheidung gefällt. Gerne hätte ich meine Reise mit Yoav noch ein wenig fortgesetzt. Da mein Geld ausgeht, musste ich eine andere Entscheidung treffen. Ich werde am nächsten Tag zurück nach Mazatenango reisen, um Alma wieder zu sehen. Ich werde noch einmal ein paar Tage mit ihr verbringen und dann zurück nach Cancun reisen. Die Flüge von dort nach Frankfurt kosten zwischen dreihundert und fünfhundert Franken. So werde ich meine Reise früher als geplant abbrechen und zurück in die immer noch sehr kalte Schweiz reisen. Es wird eine lange Reise…