Mittwoch, 19. November 2014

Viva México cabrones, Tagesanzeiger Artikel vom 19.11.2014

Tagesanzeiger Artikel vom 19.11.2014, viva México cabrones

Sandro Benini, Lateinamerika Korrespondent des Tagesanzeigers, verteidigt sich im Tagesanzeiger vom 19.11.2014 zu den Vorwürfen, er würde nur schlechtes über México schreiben.

"Trotz Drogenkrieg, Korruption, Armut und miesepetrigen Korrespondenten: Mexiko ist das schönste Land auf dem amerikanischen Kontinent." 

Nachdem der México-Korrespondent viel schlechte Kritik zu seinen vorwiegend negativen Berichten über México erhalten hat, erklärt der Journalist, wie es wirklich ist.

Viva México cabrones

Bereits seit einigen Jahren verfolge ich die Berichte von Sandro Benini im Tagesanzeiger. Meist sind es negative Berichte über Korruption, den Drogenkrieg, Hurrikans, die Armut und noch einmal Drogenkrieg. Positive Berichte habe ich bis jetzt drei gesehen. Nun ja, im einen Bericht schrieb er über die Party-Hochburg und von US-Amerikanern dominierte Stadt Cancun in Quintana Roo im Osten Méxicos auf der Yucatan Halbinsel. Wer dieses Phänomen des immer grösser werdenden Bade- und Partyorts mag, sah diesen Bericht als positiv an. Naturschützer, Partymuffel und Normalsterbliche wohl eher als negativ. Dann war der Bericht über México City, welcher die Wahrheit und den IST-Zustand wirklich gut beschrieben hat. Sonst waren es wöchentlich negative Berichte über México. Ich habe mir oft überlegt Sandro Benini selbst anzuschreiben mit der Frage, "warum nur schlechtes über dieses schöne Land?!?" Doch meine Frage erübrigte sich sehr schnell mit eigenem tiefen Nachdenken und dem Besuch der Vorstellung seines neuen Buches "Drogen, Krieg, Mexiko" im Kaufleuten in Zürich.

Bei dieser Vorstellung wandte er sich bereits am Anfang an die Vorwürfe, er würde nur schlechtes über México schreiben. Er wies bereits dort darauf hin, dass er seit vielen Jahren in México City lebe und es ihm in México sehr gefalle. Doch was die Leser interessiere, sind nicht irgendwelche Berichte über Städte, über die vielen UNESCO-Weltkulturerbe Méxicos, schöne Landschaften wie Strände, Urwald, Wüsten, die Gutmütigkeit der Mexicaner - Nein, es sind der Drogenkrieg, die Korruption und Naturkatastrophen, welche den normalen Leser interessieren. Bei dieser Vorstellung seines Buches stand während des Gesprächs mit dem Moderator ein Mexicaner auf und beschwerte sich abermals und verliess das Lokal mit den Worten "viva México!!", einige Zuschauer folgten ihm.

Das absurde an den vor allem negativen Berichten Sandro Benini's über México ist nicht seine Berichterstattung, sondern der Hunger der Leserschaft über schlechte News von México. Ich behaupte, die Mehrheit der Leser des Tagesanzeigers haben México noch nie bereist und können sich kein eigenes Bild davon machen. Viele stellen sich unter México immer noch den faulen Mexicaner mit Sombrero und Tequilaflasche an der Häuserecke vor. Die Vorurteile gegenüber diesem Land sind riesig und steigen mit jedem schlechten Bericht. Daran kann Sandro Benini aber nichts dafür und stellt dies mit diesem Bericht vom 19.11.2014 sehr gut dar. Bad news erregen die Aufmerksamkeit der Leserschaft viel mehr als good news.

 Fazit

Ich werde die Berichterstattung von Sandro Benini über México auch in Zukunft gut verfolgen, ob negative oder positive, werde die vielen, manchmal absurden, Kommentare der Leserschaft lesen und mich dann immer wieder an die schönen Erlebnisse von México erinnern. So hoffe ich, viele der mit Vorurteilen behafteten Leser können diese einmal ablegen und das vielseitige Land México besuchen und sich überzeugen lassen, dass die Méxicaner nicht an der Strassenecke Tequila trinken, normalerweise auf der Strasse keine Sombreros tragen und der Drogenkrieg, die Korruption, usw. nicht überall allgegenwärtig sind...Viva México cabrones!!

Mittwoch, 5. November 2014

Verregneter Sommer, Arbeitsalltag und wieder einmal in Mexico

Verregneter Sommer, Arbeitsalltag

Der Sommer nahte. Die Vorfreude auf heisse Tage, auf das Bootfahren in der Reuss, draussen ohne zu frieren ein Bier zu trinken, Vita-Parcour, wandern  und einfach einen schönen Sommer zu geniessen war riesig. Der Juni war vielversprechend. Die ersten und zugleich letzten schönen Tage haben begonnen. Mit meinen Freunden Basil, Gian, Röbi, Eric und Eti erlebte ich einige vereinzelte wunderschöne Wochenendtage auf der Reuss auf dem Boot. Bier und Salzstängeli gehörten ebenso dazu, wie die Musikbox. Bremgarten war jeweils der Einstiegsort. Der Ausstieg entschied unsere Lust nach Bier. Mellingen bei kleinem Durst, Windisch bei grossem Durst. Doch so schnell der Sommer begann, hörte er auch schon wieder.

Die Monate Juli und August waren schrecklich. Regen, Überschwemmungen und Kälte prägten den Sommer. Gab es mal ein schönes Wochenende, war es zu kalt, um die Gewässer aufzusuchen. Das positive daran war, dass ich mit einigen Freunden oft in den Bergen wanderte. Die Wanderslust habe ich während meiner langen Reise neu gefunden. Als kleiner Junge war ich oft mit meiner Familie in den Bergen. Doch ich konnte die Natur und die Schönheit der Berge noch nicht wirklich geniessen. Wie es bei einem Durchschnitts-auf dem Land aufgewachsener-Schweizer so ist, geht man als Kind einfach mit den Eltern mit, ob man will oder nicht. Dann folgte die Zeit, in welcher man selbst entscheiden konnte. Es herrschte kein Wanderzwang mehr und aus eigener Kraft wälzte man sich am Wochenende nicht aus dem Bett. Wie auch? Der Kater, die Teenagermüdigkeit und die Lust, andere Dinge zu erleben, war grösser. Doch mit den Jahren und dem Reisen entdeckte ich die Schönheit und die immense Dimension der Berge zurück und gehe inzwischen freiwillig und mit voller Freude in die Berge wandern.

Fast eineinhalb Jahre waren vergangen seit meiner Rückkehr aus Latein-Amerika. Ich arbeitete bereits wieder mehr als ein Jahr im Büro. Der normale, bünzlige Arbeitsalltag machte mir mehr und mehr zu schaffen. Viertel vor sechs Uhr, der Wecker klingelte. Zähne putzen, Gesicht waschen, in die Kleider steigen und ab auf den Zug. Es war fünf nach sechs. Die gleichen fünf bis sechs Pendler wie jeden Morgen warteten auf den Zug. Sie mussten wohl aus meiner Gegend kommen, man kannte sich nicht. Nicht mal so fest, um sich ein "Guete Morge" zu sagen. Die erste Etappe, zwanzig Minuten von Zufikon nach Dietikon. Der Zug voll. Die Pendler ruhig, teilweise sogar "mucksmäuschenstill", wie man es bei uns sagt. Einzig die Musik einiger mit schlechten Kopfhörer ausgestatteten Personen war zu hören. Dazu gehörten vermutlich auch meine. Niemand spricht, der "Anschiss" war den Menschen ins Gesicht geschrieben. Ankunft in Dietikon, schnell aufs nächste Perron. Zug von Dietikon nach Zürich. Gleiches Phänomen. Einzig das Schmatzen eines Zugpassagiers war zu hören. Teilweise noch die drei Damen, dessen Sprache ich nicht verstand, die als einzige miteinander sprachen. Ankunft in Zürich, hektisches aufs nächste Perron laufen. So machen es die meisten. Meines nächstes Ziel war der kleine Bahnhofsladen neben den Trams. Gipfeli, Kaffee, Müsli und Joghurt kaufen. Auch dort, niemand wollte viel sagen. Es war immer noch früh. An einen Moment erinnere ich mich gut. Da wagte sich tatsächlich ein Mann, rund fünfzig Jahre alt, sein Mund zu öffnen und sagte der jungen Dame bei der Kasse tatsächlich "ich wünsche ihnen einen schönen Tag, sehr schönes lachen haben sie". Die Dame war sichtlich geschockt ab dem Kompliment. Aussergewöhnlich, wie wahr es auch ist. Dann die Fahrt mit dem Tram von Zürich nach Zürich Oerlikon. Sieben Uhr null fünf, Ankunft bei der Arbeitsstelle, die Arbeit beginnt. Aus vergangenen Ereignissen mit Social Media lasse ich die Passage zwischen sieben Uhr null fünf und dem Ende des Arbeitstages aus. Wer weiss, vielleicht werde ich selbst nach meiner Kündigung überwacht und genauestens beobachtet, ob ich nicht etwas über meinen Arbeitsalltag schreibe. Der Arbeitstag endete und ich begab mich auf den Heimweg. Die ganze vorher beschriebene Fahrt zurück. Die Menschen inzwischen etwas wacher, doch immer noch genau so wenig gesprächlich, wie bei der Hinfahrt. Man kann bei dieser Fahrt so viele schöne Frauen sehen. Man realisiert erst bei der Zugfahrt, wie viele schöne Frauen wir doch in der Schweiz eigentlich haben. Doch deren Schönheit wird bei der Zugfahrt leider durch den "Lätsch" im Gesicht getrübt. Als hätten sie alle ein Maske an. Arroganz und die ich-bin-besser-und-schöner-als-alle-anderen" Mentalität sticht hervor. Dann, nach einer Stunde endlich zu Hause. Der Arbeitstag ist vorbei.

Nach eineinhalb Jahren wollte ich wieder etwas neues erleben. Darum und einigen anderen Gründen kündigte ich meine Stelle. Ich wollte wieder reisen gehen, war aber noch nicht ganz bereit dafür. Darum begann ich intensiv, eine neue Stelle zu suchen. In den Bergen, dort wo ich am liebsten bin. Endlich einen Winter ohne Nebel, ein Traum! Ich habe ihn gefunden, meinen Traumjob in den Bergen. Ich werde Ende November nach Saanen-Gstaad ziehen und dort im Iglu-Dorf als Tourguide arbeiten. Ein neues Kapitel in meinem Leben beginnt. Nach der Zeit im Iglu-Dorf werde ich mich auf meine nächste grosse Reise begeben.


Wieder einmal in Mexico

Da war aber noch die Reise nach Mexico. Bereits im letzten Blog erzählte ich von der Einladung an die Hochzeit von René. So begab ich mich Ende August wieder einmal nach langer Zeit nach Mexico. Bereits der Flug nach Mexico City war unbeschreiblich. Bei einem normalen Flug sitzt man in seinem Sitz und ärgert sich nach einigen Stunden über die Beschwerden am Gesäss aufgrund des langen Sitzens. Doch es kam anders. Ich lernte einen Mexicaner kennen und trank mit ihm Wein, viel Wein, gratis. So unterhielten wir uns mehrere Stunden stehend im Flieger über Gott und die Welt. Mit jedem Fläschen wurde es lustiger, der Mexicaner betrunkener, bis er sich kaum mehr auf seinen Beinen halten konnte und schliesslich auf einem Sitz einschlief. Dieser Flug geht bis jetzt als lustigster in meine Geschichte ein.

Die Vorfreude auf René und seine Familie und Freunde war riesig. Es folgte der Polterabend mit viel Alkohol, Spass und Stripperinnen. Dabei konnte ich viele seiner Freunde wieder sehen. Ich habe sie während meinen Mexico-Aufenthalten kennengelernt. Bis zu der Hochzeit hatte ich dann noch rund zwei Wochen. Darum entschied ich mich, mit Pedro, den ich von meiner letzten Reise kannte, nach Sayulita zu gehen. Ich fuhr nach Guadalajara wo ich ihn mit voller Freude wieder begrüssen konnte. Inzwischen arbeitet er an einem Projekt mit Kindern. Er hat Wort gehalten und ist nicht mehr an seinen alten Arbeitsort als Anwalt zurück gekehrt.

Wir fuhren nach Sayulita. Ich hatte das kleine Surfmekka noch in guter Erinnerung. Pedro blieb einige Tage dort und fuhr dann wieder zurück nach Guadalajara. Ich blieb dort rund zehn Tage und verbesserte mich stark beim Surfen. Inzwischen kann ich die Wellen nehmen, komme ins Meer hinaus und kann auf dem Surfbrett stehen bleiben ohne zu fallen. Es sieht inzwischen doch sehr professionell aus. Ich lernte super Backpacker aus Deutschland, England, der USA und Frankreich und einige Mädchen aus Mexico kennen. Es war eine super Zeit!

Während in der Schweiz Karriere, studieren, guter Job, Eigenheim, schönes Auto und guter Wohlstand die Ziele der Einwohner sind, sind es in Sayulita ganz andere Dinge, welche an vorderster Stelle stehen. So erzählte mir ein fünfundzwanzig jähriger Surfbrett Vermieter aus Sayulita etwas, was mir sehr in den Kopf gegangen ist. Warum sollte er studieren und die grosse Welt sehen, wenn er in Sayulita alles habe, was er braucht. Das Meer, sein Surfbrett, genug Einkommen um zu essen, viele Freundinnen, wie er es nannte, aus allen Ländern dieser Welt und ein sehr schönes Leben, welches er nie tauschen würde. Man kann mit so wenig zufrieden sein.

Es folgte die Hochzeit von René. Zuerst die zeremonielle Hochzeit in der Kirche, dann die Hochzeitsfeier im Grand Hotel de Mexico D.F.. Es wurde viel getanzt, getrunken, gegessen und gelacht bis in den Morgengrauen. Für mich war es sehr speziell bei der Hochzeit meines besten Freundes aus Mexico dabei zu sein.

Es folgten die letzten Tage in Mexico. Mit Valeria besuchte ich Tepoztlan und Cuernavaca. Valeria habe ich bei meiner ersten Mexicoreise kennengelernt und bin immer mit ihr in Kontakt geblieben. Vorgesehen wäre eine Nacht in Tepoztlan gewesen. Wir lernten jedoch noch ein Paar aus der USA kennen und sind dann mit ihnen etwas versumpft. Es war nicht mehr möglich, die Reise zurück nach Mexico City zu machen. So schliefen wir eine weitere Nacht in Cuernavaca. Das schönste im Leben sind Freundschaften wie die, die ich mit Valeria, Pedro und René und seinem Bruder habe. Man sieht sich teilweise lange nicht und freut sich dann umso mehr, sich wieder in die Arme zu schliessen und die kurze Zeit die man hat, in vollen Zügen zu geniessen.











Sonntag, 6. Juli 2014

Verloren in München, Kunig in Gran Canaria

Verloren in München

Es waren nur kleine Reisen, welche ich seit meinem letzten Eintrag gemacht habe. Mehr Reisen waren aufgrund meiner aktuellen Berufstätigkeit nicht möglich. Dennoch waren es einige sehr erlebnisreiche, spannende und äusserst humorvolle Reisen und Ausflüge. Es gab auch Geschichten, die definitiv verfilmt werden könnten. Mit der einen Geschichte vom Oktoberfest München könnte ich glatt den Oskar in einer Hollywood-Komödie gewinnen, in Sachen Spontanität hielt ich im Frühling die Security der israelischen El Al Fluggesellschaft auf einer Reise nach Israel vermuten, ich sei ein Spion, mit Jägertee, Schnee und Fun in den Bergen konnte ich wohl die beste Skiwoche erleben und mit vielen lustigen Geschichten konnte ich eine ganze Hochzeitsgesellschaft in Gran Canaria unterhalten. Doch nun mal von vorne...

Vor einem Jahr erzählte ich von den vielen Veränderungen und Eindrücken die ich hatte, seit ich von meiner grossen Reise zurück gekommen bin. Natürlich musste ich mich schnell wieder in das Arbeitsleben gewöhnen und den "normalen", ohne grosse tägliche Highlights geprägten Alltag wieder in den Griff bekommen. Das wichtigste war, wieder Geld zu sparen. Dadurch gab es bis Ende Dezember keine Ferien und ich ging wie jeder andere arbeiten. Mit Felix aus Deutschland, den ich bei meiner Reise kennengelernt hatte, war ich noch stets in Kontakt. So besuchte ich ihn und seine Familie im September in Garmisch-Partenkirchen. Das Ziel war das Oktoberfest in München. Felix, der Bruder von Felix und ich nahmen bald nach meiner Ankunft in Garmisch-Partenkirchen die rund einstündige Reise mittels Deutscher Bahn und mit einem ersten Bayrischen Bierchen in den Angriff. Dieser Weg wäre auch als Rückweg von München vorgesehen gewesen. Wir mussten unbedingt nach dem Oktoberfest den letzten Zug erwischen, um wieder nach Hause zu kommen. Bereits bei der Hinfahrt erinnerte ich mich an ähnliche Ausflüge in der Schweiz und wie schnell ich doch verloren gehe, wenn ich viel Alkohol getrunken habe und dann eine lange Heimreise antreten musste.

Schon bald erreichten wir den Hauptbahnhof München, folgten der johlenden und gut gelaunten Masse zur Theresienwiese und trafen dann auf die Schwester, Cousins und Cousinen von Felix. Es war nicht mein erstes Mal am Oktoberfest. Zwei Jahre zuvor war ich mit einer Gruppe aus dem Freiamt dabei und erlebte drei doch sehr ausgelassene Oktoberfest Tage. Das Finden von freien Festbänken gestaltete sich zu dieser Zeit, vor allem nach dem Mittag, als sehr schwer. Mit Felix und Familie, natürlich alle in Bayrischer Tracht, war dies schon einfacher, auch wenn wir einige Zelte abklappern mussten. Der Tisch gefunden, die Bierkrüge bereit und das Fest begann. Es wurde getrunken, geschunkelt, gesungen und das Oktoberfest ausgiebig gefeiert. Der Zeitpunkt kam! Das Fest war vorbei und es hiess, so schnell wie möglich den letzten Zug erreichen. Auf keinen Fall einander verlieren, das war die Devise. Wenn da nicht meine mit Bier gefüllte Blase gewesen wäre, welche mich nur kurz von der Gruppe abhalten liess. Ich kam zurück und stellte fest, das ich alle verloren habe. So rannte ich, wie ich noch konnte zum Bahnhof und telefonierte nebenbei mit Felix. Geschafft, ich habs auf den Zug geschafft, aber wo waren wohl die anderen?!? Egal, dachte ich und wartete bis Garmisch. Nächster Halt, Ostbahnhof, erklang es aus den Lautsprechern. Verdammt, falsche Richtung. Ich musste feststellen, dass ich den falschen Zug gewählt habe und stieg aus. Die Chance, nach Garmisch zu kommen, war erst wieder am nächsten Tag. So kam mir in den Sinn, dass zwei Freunde aus meinem Nachbarsdorf ebenfalls in München waren. Mit viel Glück konnte ich sie telefonisch erreichen und erzählte dem Taxichauffeur, dass ich zur Koboldstrasse muss. Dieser jedoch konnte keine Koboldstrasse finden und wählte die Nummer meiner Freunde erneut. "Wo soll ich den Jungen den hinbringen?" Es folgte Schweigen..."Aaah zur Leopoldstrasse, vielen Dank." Ich erreichte meinen Schlafplatz. Die Ankunft war meinen Gedanken dann entschwunden. Am nächsten Tag erwachte ich am Boden einer Wohnung, immer noch in der Lederhose und zugedeckt mit einer Decke fragte ich mich, wo ich denn bin. Ich öffnete die Tür, lief ganz langsam durch den Gang und öffnete eine weitere Tür. Oh Schreck, da lagen zwei ältere Menschen in ihrem Ehebett. Die beiden älteren Menschen wurden durch das öffnen der Türe geweckt. Ich rang nach Worten. "Guten Morgen, ich bin Marc" kam es aus meinem Mund. "Jaaaa das hast du mir gestern auch schon zwanzig Mal gesagt" rang es mit bayrischem Akzent und lachender Stimme aus dem Bett. Hinter mir lachten meine Freunde vom Nachbarsdorf ebenso. Die beiden im Ehebett waren alte Bekannte der Mutter eines meiner Freunde. So haben wir später gefrühstückt und ich trat später den Weg zurück nach Garmisch an, wo ich wieder mit einem Lächeln empfangen wurde.

Im Winter folgte eine Woche in Zermatt. Dort haben Freunde und ich eine Wohnung gemietet und genossen eine Woche skifahren, Après-Ski und viel Spass. Obwohl es viel geschneit hat, war die Woche unvergesslich. So fuhren wir meist von früh morgens bis abends, manchmal mit, manchmal mit nur wenig Schlaf die Hänge runter. Skifahren zählt für mich neben surfen und Sommer-Bergsport zu den liebsten Sportarten. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, immer während dem Winter in den Bergen und im Sommer am Meer zu wohnen. Natur pur, Landschaften wie man sie sonst nur aus dem Buch kennt und gut gelaunte Menschen überall.

Kunig in Gran Canaria

Nach dem Winter durfte ich schon bald die obligatorischen Ferien in dem Schweizer Militär erleben. Mein Einsatz kann man gut als Ferien ansehen. Dabei komme ich aufgrund der sehr schlechten Organisation des Schweizer Militärs jedoch kaum auf Tage und werde wohl noch diverse Male dort auftreten. Ich konnte meinen Standort aber bereits um Donnerstag  verlassen und fuhr nach Hause. Zu Hause angekommen kam der Blitzgedanken, wieder einmal etwas richtig verrücktes zu machen. Ich hatte eine Idee, musste sie aber noch von einem weiteren guten Freund aus Israel, Yoav, welchen wir von früheren Blogs kennen, bestätigen lassen. Ich fragte ihn, ob er am Wochenende schon etwas macht und ob er Zeit habe, wenn ich in etwa fünf Stunden dort ankommen würde. Er dachte, es sei Spass und sagte, er habe ausnahmsweise nichts zu tun und müsse nicht lernen. So buchte ich den Flug nach Tel Aviv, Israel und bestätigte ihm, dort in etwa fünf Stunden anzukommen. Er war überaus überrascht und freute sich, die guten alten Zeit aufleben zu lassen. Rucksack packen und an den Flughafen fahren folgten. Nach den normalen Check-Ins mit der Fluggesellschaft El Al folgte ein separates Gespräch mit einem Sicherheitsbeamten. Er konnte nicht verstehen, dass man eine Stunde vor Abflug die Entscheidung treffen kann, nach Israel zu fliegen. So musste ich mich einem weiteren Gespräch, Body-Sicherheitsprüfungen und merkwürdigen Fragen zu meinem Aufenthalt in Israel stellen. Sie vermuteten wohl einen Spion oder ähnliches. Endlich geschafft und ich flog sicher nach Tel Aviv. In Tel Aviv erlebte ich eine super Zeit mit Yoav. Wir besuchten eine Strassenparty des religiösen Festes Purim. Mit Religion hatte dies sehr wenig an sich. Es war eine Techno-Strassenparty. Die Menge feierte und ich erlebte eine gute Zeit in der Sonne Israels. Die nächsten Tage besuchten wir den Hafen Jaffas, einige Strände und genossen das Nachtleben von Tel Aviv. Vor dem Abflug konnte ich feststellen, dass man auch noch zwanzig Minuten vor dem Abflug noch einchecken kann, jedoch mit einer kleinen Anspannung, Nervosität und etwas Glück.

Meine Sucht nach der Ferne, dem Reisen und dem entspannten Leben begann in Toronto bei einem Sprachaufenthalt. Während dieser Zeit verbrachte ich die Zeit stets mit Helena aus Gran Canaria und René aus Mexico. Ich war sehr glücklich, als ich von Helena vernahm, dass sie heiraten wird und ich eingeladen war. So nahm ich im Mai den Weg auf mich und flog nach Gran Canaria. Da sie selbst aufgrund des Hochzeitsstresses sich nicht um mich kümmern konnte, gab sie mir die Nummer der Freunde ihres Ehegatten. Sie kommen alle aus Barcelona. Schnell lernte ich sie kennen und ich genoss eine gute Zeit mit ihnen. Bereits nach dem ersten Abend wollten sie wissen, was rey auf Deutsch heisst. Da sie das ö aus König nicht sagen konnten, sagten mir nach diesem Abend alle nur noch Kunig. Mit Fussball spielen, "pincho vino pincho cerveza", Auto mieten und die Insel erkunden, Party und sehr vielen lustigen Momenten ging die Zeit vorbei bis zur Hochzeit. Pincho vino pinco cerveza nennt man in Spanien die Art, vor dem richtigen Ausgang vorzuglühen. Man geht in eine Bar, bestellt ein Glas spanischen Wein oder Bier und bekommt ein Tapa dazu. Dies ist immer etwas kleines zu essen. So isst und trinkt man mit hunderten und tausenden Menschen in den Bars und in den Strassen. Für mich eine sehr witzige und schöne Art, den Abend zu starten.

Nach einigen Tagen folgte die Hochzeit von Helena. Es war ein berührende und schöne Hochzeit. Irgendwie war es speziell. Sechs Jahre zuvor zog ich mit Helena und René durch Toronto, New York und French Canada und erlebten eine sehr gute und  ausgelassene Zeit zusammen, jetzt stand sie vor dem Traualtar und gab ihrem zukünftigen Ehemann das Jawort. Es folgte das Fotoshooting mit allen geladenen Gästen und später die sehr schöne Hochzeitsfeier. Das Highlight folgte morgens um sieben. Die Freunde des Bräutigams pflegen ein Ritual. Nach der Hochzeitsfeier springen sie stets nackt in einen Pool. So liessen wir alle vor den geladenen Gästen die Hüllen fallen und sprangen in den Pool. Alle wieder angezogen, hörte ich wieder und wieder die Worte, "Kuuunig, Kuuunig, Kuuunig,..." der ganzen Hochzeitsgesellschaft. Ich riss mir noch einmal die Kleidung vom Leib und sprang noch einmal in wie von Gott erschaffen unter Applaus in den Pool. Ich habe mich sehr an die Freunde von Helenas Ehemann gewöhnt, umso härter war es dann auch, wieder Byebye zu sagen. Sie möchten unbedingt, dass ich sie in Barcelona besuchen werde.

Es folgten noch vier weitere Tage in Gran Canaria in einem Hostel. Ich wollte unbedingt noch ein wenig surfen. So war ich im Nu zurück versetzt in meine Reise. Das Hostelleben vermisse ich schon sehr. Darum war es umso schöner, wieder unter Backpackern, Surfern und Surferinnen zu sein und das schöne Leben zu geniessen. Auch beim Surfen habe ich Fortschritte gemacht.

Im September folgt ein weiteres Highlight. Der bereits erwähnte Freund aus Mexico, René, wird heiraten. Ich bin wieder eingeladen und freue mich auf schöne drei Wochen in Mexico und weitere lustige und interessante Geschichten.