Sonntag, 6. Juli 2014

Verloren in München, Kunig in Gran Canaria

Verloren in München

Es waren nur kleine Reisen, welche ich seit meinem letzten Eintrag gemacht habe. Mehr Reisen waren aufgrund meiner aktuellen Berufstätigkeit nicht möglich. Dennoch waren es einige sehr erlebnisreiche, spannende und äusserst humorvolle Reisen und Ausflüge. Es gab auch Geschichten, die definitiv verfilmt werden könnten. Mit der einen Geschichte vom Oktoberfest München könnte ich glatt den Oskar in einer Hollywood-Komödie gewinnen, in Sachen Spontanität hielt ich im Frühling die Security der israelischen El Al Fluggesellschaft auf einer Reise nach Israel vermuten, ich sei ein Spion, mit Jägertee, Schnee und Fun in den Bergen konnte ich wohl die beste Skiwoche erleben und mit vielen lustigen Geschichten konnte ich eine ganze Hochzeitsgesellschaft in Gran Canaria unterhalten. Doch nun mal von vorne...

Vor einem Jahr erzählte ich von den vielen Veränderungen und Eindrücken die ich hatte, seit ich von meiner grossen Reise zurück gekommen bin. Natürlich musste ich mich schnell wieder in das Arbeitsleben gewöhnen und den "normalen", ohne grosse tägliche Highlights geprägten Alltag wieder in den Griff bekommen. Das wichtigste war, wieder Geld zu sparen. Dadurch gab es bis Ende Dezember keine Ferien und ich ging wie jeder andere arbeiten. Mit Felix aus Deutschland, den ich bei meiner Reise kennengelernt hatte, war ich noch stets in Kontakt. So besuchte ich ihn und seine Familie im September in Garmisch-Partenkirchen. Das Ziel war das Oktoberfest in München. Felix, der Bruder von Felix und ich nahmen bald nach meiner Ankunft in Garmisch-Partenkirchen die rund einstündige Reise mittels Deutscher Bahn und mit einem ersten Bayrischen Bierchen in den Angriff. Dieser Weg wäre auch als Rückweg von München vorgesehen gewesen. Wir mussten unbedingt nach dem Oktoberfest den letzten Zug erwischen, um wieder nach Hause zu kommen. Bereits bei der Hinfahrt erinnerte ich mich an ähnliche Ausflüge in der Schweiz und wie schnell ich doch verloren gehe, wenn ich viel Alkohol getrunken habe und dann eine lange Heimreise antreten musste.

Schon bald erreichten wir den Hauptbahnhof München, folgten der johlenden und gut gelaunten Masse zur Theresienwiese und trafen dann auf die Schwester, Cousins und Cousinen von Felix. Es war nicht mein erstes Mal am Oktoberfest. Zwei Jahre zuvor war ich mit einer Gruppe aus dem Freiamt dabei und erlebte drei doch sehr ausgelassene Oktoberfest Tage. Das Finden von freien Festbänken gestaltete sich zu dieser Zeit, vor allem nach dem Mittag, als sehr schwer. Mit Felix und Familie, natürlich alle in Bayrischer Tracht, war dies schon einfacher, auch wenn wir einige Zelte abklappern mussten. Der Tisch gefunden, die Bierkrüge bereit und das Fest begann. Es wurde getrunken, geschunkelt, gesungen und das Oktoberfest ausgiebig gefeiert. Der Zeitpunkt kam! Das Fest war vorbei und es hiess, so schnell wie möglich den letzten Zug erreichen. Auf keinen Fall einander verlieren, das war die Devise. Wenn da nicht meine mit Bier gefüllte Blase gewesen wäre, welche mich nur kurz von der Gruppe abhalten liess. Ich kam zurück und stellte fest, das ich alle verloren habe. So rannte ich, wie ich noch konnte zum Bahnhof und telefonierte nebenbei mit Felix. Geschafft, ich habs auf den Zug geschafft, aber wo waren wohl die anderen?!? Egal, dachte ich und wartete bis Garmisch. Nächster Halt, Ostbahnhof, erklang es aus den Lautsprechern. Verdammt, falsche Richtung. Ich musste feststellen, dass ich den falschen Zug gewählt habe und stieg aus. Die Chance, nach Garmisch zu kommen, war erst wieder am nächsten Tag. So kam mir in den Sinn, dass zwei Freunde aus meinem Nachbarsdorf ebenfalls in München waren. Mit viel Glück konnte ich sie telefonisch erreichen und erzählte dem Taxichauffeur, dass ich zur Koboldstrasse muss. Dieser jedoch konnte keine Koboldstrasse finden und wählte die Nummer meiner Freunde erneut. "Wo soll ich den Jungen den hinbringen?" Es folgte Schweigen..."Aaah zur Leopoldstrasse, vielen Dank." Ich erreichte meinen Schlafplatz. Die Ankunft war meinen Gedanken dann entschwunden. Am nächsten Tag erwachte ich am Boden einer Wohnung, immer noch in der Lederhose und zugedeckt mit einer Decke fragte ich mich, wo ich denn bin. Ich öffnete die Tür, lief ganz langsam durch den Gang und öffnete eine weitere Tür. Oh Schreck, da lagen zwei ältere Menschen in ihrem Ehebett. Die beiden älteren Menschen wurden durch das öffnen der Türe geweckt. Ich rang nach Worten. "Guten Morgen, ich bin Marc" kam es aus meinem Mund. "Jaaaa das hast du mir gestern auch schon zwanzig Mal gesagt" rang es mit bayrischem Akzent und lachender Stimme aus dem Bett. Hinter mir lachten meine Freunde vom Nachbarsdorf ebenso. Die beiden im Ehebett waren alte Bekannte der Mutter eines meiner Freunde. So haben wir später gefrühstückt und ich trat später den Weg zurück nach Garmisch an, wo ich wieder mit einem Lächeln empfangen wurde.

Im Winter folgte eine Woche in Zermatt. Dort haben Freunde und ich eine Wohnung gemietet und genossen eine Woche skifahren, Après-Ski und viel Spass. Obwohl es viel geschneit hat, war die Woche unvergesslich. So fuhren wir meist von früh morgens bis abends, manchmal mit, manchmal mit nur wenig Schlaf die Hänge runter. Skifahren zählt für mich neben surfen und Sommer-Bergsport zu den liebsten Sportarten. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, immer während dem Winter in den Bergen und im Sommer am Meer zu wohnen. Natur pur, Landschaften wie man sie sonst nur aus dem Buch kennt und gut gelaunte Menschen überall.

Kunig in Gran Canaria

Nach dem Winter durfte ich schon bald die obligatorischen Ferien in dem Schweizer Militär erleben. Mein Einsatz kann man gut als Ferien ansehen. Dabei komme ich aufgrund der sehr schlechten Organisation des Schweizer Militärs jedoch kaum auf Tage und werde wohl noch diverse Male dort auftreten. Ich konnte meinen Standort aber bereits um Donnerstag  verlassen und fuhr nach Hause. Zu Hause angekommen kam der Blitzgedanken, wieder einmal etwas richtig verrücktes zu machen. Ich hatte eine Idee, musste sie aber noch von einem weiteren guten Freund aus Israel, Yoav, welchen wir von früheren Blogs kennen, bestätigen lassen. Ich fragte ihn, ob er am Wochenende schon etwas macht und ob er Zeit habe, wenn ich in etwa fünf Stunden dort ankommen würde. Er dachte, es sei Spass und sagte, er habe ausnahmsweise nichts zu tun und müsse nicht lernen. So buchte ich den Flug nach Tel Aviv, Israel und bestätigte ihm, dort in etwa fünf Stunden anzukommen. Er war überaus überrascht und freute sich, die guten alten Zeit aufleben zu lassen. Rucksack packen und an den Flughafen fahren folgten. Nach den normalen Check-Ins mit der Fluggesellschaft El Al folgte ein separates Gespräch mit einem Sicherheitsbeamten. Er konnte nicht verstehen, dass man eine Stunde vor Abflug die Entscheidung treffen kann, nach Israel zu fliegen. So musste ich mich einem weiteren Gespräch, Body-Sicherheitsprüfungen und merkwürdigen Fragen zu meinem Aufenthalt in Israel stellen. Sie vermuteten wohl einen Spion oder ähnliches. Endlich geschafft und ich flog sicher nach Tel Aviv. In Tel Aviv erlebte ich eine super Zeit mit Yoav. Wir besuchten eine Strassenparty des religiösen Festes Purim. Mit Religion hatte dies sehr wenig an sich. Es war eine Techno-Strassenparty. Die Menge feierte und ich erlebte eine gute Zeit in der Sonne Israels. Die nächsten Tage besuchten wir den Hafen Jaffas, einige Strände und genossen das Nachtleben von Tel Aviv. Vor dem Abflug konnte ich feststellen, dass man auch noch zwanzig Minuten vor dem Abflug noch einchecken kann, jedoch mit einer kleinen Anspannung, Nervosität und etwas Glück.

Meine Sucht nach der Ferne, dem Reisen und dem entspannten Leben begann in Toronto bei einem Sprachaufenthalt. Während dieser Zeit verbrachte ich die Zeit stets mit Helena aus Gran Canaria und René aus Mexico. Ich war sehr glücklich, als ich von Helena vernahm, dass sie heiraten wird und ich eingeladen war. So nahm ich im Mai den Weg auf mich und flog nach Gran Canaria. Da sie selbst aufgrund des Hochzeitsstresses sich nicht um mich kümmern konnte, gab sie mir die Nummer der Freunde ihres Ehegatten. Sie kommen alle aus Barcelona. Schnell lernte ich sie kennen und ich genoss eine gute Zeit mit ihnen. Bereits nach dem ersten Abend wollten sie wissen, was rey auf Deutsch heisst. Da sie das ö aus König nicht sagen konnten, sagten mir nach diesem Abend alle nur noch Kunig. Mit Fussball spielen, "pincho vino pincho cerveza", Auto mieten und die Insel erkunden, Party und sehr vielen lustigen Momenten ging die Zeit vorbei bis zur Hochzeit. Pincho vino pinco cerveza nennt man in Spanien die Art, vor dem richtigen Ausgang vorzuglühen. Man geht in eine Bar, bestellt ein Glas spanischen Wein oder Bier und bekommt ein Tapa dazu. Dies ist immer etwas kleines zu essen. So isst und trinkt man mit hunderten und tausenden Menschen in den Bars und in den Strassen. Für mich eine sehr witzige und schöne Art, den Abend zu starten.

Nach einigen Tagen folgte die Hochzeit von Helena. Es war ein berührende und schöne Hochzeit. Irgendwie war es speziell. Sechs Jahre zuvor zog ich mit Helena und René durch Toronto, New York und French Canada und erlebten eine sehr gute und  ausgelassene Zeit zusammen, jetzt stand sie vor dem Traualtar und gab ihrem zukünftigen Ehemann das Jawort. Es folgte das Fotoshooting mit allen geladenen Gästen und später die sehr schöne Hochzeitsfeier. Das Highlight folgte morgens um sieben. Die Freunde des Bräutigams pflegen ein Ritual. Nach der Hochzeitsfeier springen sie stets nackt in einen Pool. So liessen wir alle vor den geladenen Gästen die Hüllen fallen und sprangen in den Pool. Alle wieder angezogen, hörte ich wieder und wieder die Worte, "Kuuunig, Kuuunig, Kuuunig,..." der ganzen Hochzeitsgesellschaft. Ich riss mir noch einmal die Kleidung vom Leib und sprang noch einmal in wie von Gott erschaffen unter Applaus in den Pool. Ich habe mich sehr an die Freunde von Helenas Ehemann gewöhnt, umso härter war es dann auch, wieder Byebye zu sagen. Sie möchten unbedingt, dass ich sie in Barcelona besuchen werde.

Es folgten noch vier weitere Tage in Gran Canaria in einem Hostel. Ich wollte unbedingt noch ein wenig surfen. So war ich im Nu zurück versetzt in meine Reise. Das Hostelleben vermisse ich schon sehr. Darum war es umso schöner, wieder unter Backpackern, Surfern und Surferinnen zu sein und das schöne Leben zu geniessen. Auch beim Surfen habe ich Fortschritte gemacht.

Im September folgt ein weiteres Highlight. Der bereits erwähnte Freund aus Mexico, René, wird heiraten. Ich bin wieder eingeladen und freue mich auf schöne drei Wochen in Mexico und weitere lustige und interessante Geschichten.