Auf Entdeckungstour in Lissabon
Lissabon wollte ich unbedingt auf eigene Faust entdecken. Ich wollte den Vibe der Stadt fühlen, wollte wissen, wie die Stadt tickt, was die Stadt so speziell macht. Zudem wollte ich herausfinden, wie der Dosenfisch, den wir in unserem Supermarkt kaufen, den Weg von Portugal in die Schweiz macht und wieso er trotz sogenanntem Dosenfutter als Delikatesse gilt. All meine Fragen wurden beantwortet, indem ich der Sache gründlich nachging...
Ich kam an einem Sonntag Nachmittag an. Das Metrosystem in Lissabon ist sehr einfach zu verstehen. Bei Fragen sind die Einheimischen immer hilfsbereit. So kam ich im Hostel an und machte mich gleich auf Entdeckungstour. Kaum das Hostel verlassen, hörte ich Musik. Ich folgte der Musik und landete in einer Nebengasse. Zwei DJs und eine Liveband unterhielten die Gäste mit fröhlicher lateinamerikanischer Musik. Die Menge tanzte, trank Bier und genoss frische Sardinen. Die Stimmung war super, bis die Polizei das möglicherweise unbewilligte Fest um 23.30 Uhr beendete. Die Menge dankte den Polizisten mit lautem klatschen. Die lieben Ordnungshüter sind wohl überall die gleichen. Statt die wirklichen Probleme anzugehen, lösen sie friedliche Partys auf oder beschäftigen sich mit Bussen verteilen.
Am nächsten Tag wusste ich zunächst noch nicht, wie ich die Stadt auf spezielle Weise erkunden sollte. So fuhr ich mit dem berühmten achtundzwanziger Tram ans Ende der Strecke und stieg im Mercado de Ubrique aus. Dort angekommen genoss ich einen frischen Thun- Lachssalat. Selten so etwas leckeres gegessen. Dann folgte ich der Tramstrecke bis ans andere Ende der Stadt, dem Fado-Viertel. Dazwischen hatte ich ein super Gespräch mit einem älteren Herrn. Er erzählte mir, dass viele ältere Menschen noch sehr fit sind, weil sie viel laufen müssen, um ihre Häuser zu erreichen. Lissabon ist an Hügeln gebaut. So läuft man den ganzen Tag lang rauf und runter. Bei fünfunddreissig Grad sehr schweisstreibend. Dies erklärt wahrscheinlich auch die guten Figuren der Frauen. Die Frauen brauchen keine Poübungen zu machen, um einen knackigen Hintern zu haben.
Am Abend lernte ich zwei Kolumbianer und zwei Mexicaner im Hostel kennen. Mit ihnen besuchten wir zuerst das Fado-Viertel. Bei einem Fado setzt man sich in ein Restaurant, isst was, trinkt was und geniesst die ruhige und langsame Musik der Musikanten. Oft sind es melancholische, portugiesische Texte, welche gesungen werden. Man folgt der Musik und geniesst das Abendessen. Danach besuchten wir das Party Viertel Barrio Alto. Dort gibts Bier für ungefähr einen Euro. Sehr gerne besucht von Studenten und Touristen. Selbst an einem Dienstag ist dort sehr viel los.
Am nächsten Tag besuchte ich mit den beiden Mexicanern Sintra und Cascais. Sintra ist eine uralte Stadt mit Schlössern und Burgen. Sehr schön, aber sehr sehr touristisch. Für jedes Ding bezahlt man hohe Eintrittspreise und es wimmelt nur so von Touristen. Danach gingen wir nach Cascais, dem eigentlichen Strand von Lissabon. Dort verkehren vor allem Studenten und Studentinnen. Eine schöner als die andere. Es geht vor allem darum, um sich zur Schau zu stellen, ohne Hemmungen. So tragen die meisten jungen Frauen einen brasilianischen Tanga-Bikini. Man kommt nicht daran vorbei, einige Blicke darauf zu werfen. Dies merkte man den meisten männlichen Strandbesuchern an. Ich fühlte mich dabei ein wenig wie ein Spanner. Doch sind wir das nicht alle manchmal?!?
An meinem letzten Tag ging ich wieder alleine auf Entdeckungstour. Erster Halt war ein Vertrieb von Dosensardinen-, mackrelen-, und Thun. Man konnte sich durch das Sortiment probieren und dabei lesen, von wo sie sind und wie sie hergestellt werden. Ich kam mit dem Händler ins Gespräch. Dabei erklärte er mir die Prozesse genau und erzählte mir einige historische Geschichten. Der Besuch war sehr interessant. Kurz darauf fand ich einen Händler mit getrocknetem Dorsch. Schon lange wollte ich diesen probieren. Im Supermarkt sah der immer so lecker aus. Ich kaufte zwei Stück davon. Der Händler sagte mir, sollte ich dies so essen, müsse ich mindesten zehn Bier trinken. Ich verstand zunächst nicht, was er damit meinte. Doch als ich den Fisch später probierte, wusste ich was er damit meinte. Der getrocknete Fisch ist extrem salzig und hat einen penetranten Fischgeruch. Vermutlich, weil er roh in Salz an der Sonne getrocknet wird. Später in Peniche erklärte mir jemand, dass man den Fisch eigentlich drei Tage in Wasser einlegt, bevor man ihn grilliert. Roh essen ihn nur alte Leute. In den siebziger Jahren gab es eine Art Bürgerkrieg, in dem man knapp mit Esswaren war. Darum ass man den Fisch roh...viele alte Leute essen ihn darum immer noch roh. Später besuchte ich den Stadtteil Belem, wo ich dem Pastais de Belem nachging. Ein portugiesisches Dessert, welches aus diesem Stadtteil kommt. In diesem Stadtteil am Hafen sah ich einigen Fischern zu. Ich wunderte mich, warum diese Handgrosse Steine neben sich hatten und fragte einen der Fischer. Er erklärte mir, dass oft Touristenboote dem Dock näherten und die Fische verscheuchten. So geschah es. Ein Boot näherte sich und der Fischer schrie portugiesische Fluchwörter und beschoss das Boot mit Steinen. Sehr unterhaltsam.
Lissabon werde ich bestimmt wieder besuchen. Die vielen verschiedenen Viertel, das Nachtleben, der Vibe und das Essen machen die Stadt zu etwas ganz besonderem. Immer mehr merke ich, dass ich älter werde. Ich versuche immer mehr und mehr dem Touristentrouble aus dem Weg zu kommen und orientiere mich wesentlichem wie den Essensspezialitäten, dem Vibe der Stadt und interessanten Gesprächen mit Einheimischen. Geschichten, das Essen und der Hintergrund einer Stadt rücken immer mehr in den Vordergrund. Ich denke, dies ist ein gutes Zeichen für weitere interessante Reisen.
Ich habe immer noch eine Pflicht zu erfüllen. Väterchen Staat ruft. Da ich dem Militär den Rücken gekehrt habe, muss ich nun einen Zivildiensteinsatz machen. Die Zeit wird langsam knapp. Darum werde ich wohl meine Reise im August abbrechen, und in die Schweiz zurückkehren. Ich möchte den Sch*** langsam hinter mir haben. So werde ich es vermutlich in diesem Jahr nicht mehr nach Übersee schaffen. Darum geniesse ich jetzt meine letzten Wochen in Portugal und Nordspanien.
Montag, 6. Juli 2015
Mittwoch, 1. Juli 2015
Funky Monkey Hostel
Funky Monkey Hostel
Während
meinen Reisen schlafe ich meist in Hostels. Diese sind immer sehr
verschieden. Sehr schnell merkt man, ob man sich in einem Hostel zu
Hause fühlt oder ob man am liebsten so schnell wie möglich wieder
weggehen möchte. Einige dienen hauptsächlich dem Zweck, den
Backpackern das Geld aus den Taschen zu ziehen mittels überteuerten
Preisen von Getränken, Pub Crawls oder Tours. In Spanien zum
Beispiel gibt es in jeder Stadt die sogenannten Pub Crawls. Du
bezahlst zehn Euro, damit dich jemand in die vermeintlich besten
Lokale der Stadt führt. Klar, man lernt dabei viele Backpacker
kennen. Die besten Lokale jedoch sind sie überhaupt nicht. Jedem das
seine. Ich frage lieber Einheimische nach den besten Ausgehvierteln
oder den besten Bars. Früher war mir mehr oder weniger egal, in
welches Hostel ich ging. Hauptsache billig und möglichst viel Party.
Heute erkunde ich mich gerne in den Reviews von Hostelworld über die
Hostels, die ich besuche. Schlussendlich möchte ich mich in dem
Hostel wohl fühlen und für einige Tage sagen können, hier fühle
ich mich wie zu Hause. Dies war genau so in dem Funky Hostel in
Sagres.
Per
Zufall landete ich in Sagres, Portugal. Als ich mich in Sevilla für
den Surfort Sagres entschieden habe, wusste ich noch nicht, was auf
mich zukommen würde. Nach all den Partyhostels und eher
enttäuschenden Hostels sehnte ich mich nach einem guten Ort, wo man
gleichzeitig einige Leute kennenlernt und sich dabei auch ein wenig
zu Hause fühlen konnte. So kam ich in Sagres an und checkte im Funky
Monkey Hostel ein. Bereits beim öffnen der Gartentüre merkte ich,
dass das Hostel anders war, als all die anderen Hostels. Ich fühlte
mich sofort zu Hause. Das Funky Monkey Hostels wird von zwei Brüdern
aus Spanien geführt. Die beiden haben unglaublich viel aus dem
Hostel gemacht. Nach dem einchecken gab es einen Rundgang durch das
Hostel. Dabei lernte ich bereits einige Staffmitglieder kennen. Alle
sehr freundlich und hilfsbereit. Nach dem Rundgang wusste ich, hier
werde ich einige Tage bleiben wollen. Zuerst buchte ich für drei
Nächte. Ich verlängerte und verlängerte. Schlussendlich verbrachte
ich eine Woche in dem Funky Monkey Hostel. Jeden Tag ging man
zusammen an den Strand, um zu surfen. Man konnte das Surfmaterial
vor Ort im Hostel zu einem fairen Preis mieten. Der Transfer zu den
Stränden war inklusive. Nach einigen Stunden am Strand kam man nach
Hause, genoss ein Bierchen, nahm eine Dusche oder begab sich direkt
in die schöne Küche, um ein feines Abendessen zuzubereiten. Die
Küche wurde so für zwei drei Stunden zum Treffpunkt all deren, die
selbst etwas kochen wollten. An einem Abend kam ein Fischer und
gleichzeitig Koch, welcher für jeden Gast einen Fisch und Shrimps
zubereitete. Am Wochenende ging man dann zusammen aus. Unter der
Woche genoss man die Zeit eher im Hostel. Bei einem guten Gespräch
oder gemeinsamem musizieren ging die Zeit schnell vorbei. Jeden Tag
gab es wieder einige Gäste, die neu eincheckten oder das Hostel
verliessen. Dabei lernte ich sehr interessante und gute Menschen
kennen. Neben dem Hostel selbst spielte Buddy eine grosse Rolle. Er
war der Hostelhund und damit ein bisschen die gute Seele im Hostel,
welcher auch die Gäste zusammenführte. Jeder wollte ihn um sich
haben.
Es war
hart, das Funky Monkey Hostel nach einer Woche zu verlassen. Für
mich ist es das beste Hostel, in dem ich je gewesen bin. Es war alles
perfekt. Timmy aus Australien fuhr mich dann noch als letzte Geste
zur Busstation. Ich werde das Funky Monkey Hostel in Sagres auf jeden
Fall wieder besuchen und empfehle das Hostel jedem und jeder
Portugalreisenden. Ich hoffe auf ein baldiges wiedersehen. Danke viel
mal den Brüdern Jesus und Borja, all den Staffmitgliedern und
natürlich all den Leuten, welche ich in dem Hostel kennengelernt
habe für die tolle Zeit!!
Mittwoch, 24. Juni 2015
Feria, Flamenco und Backpacker / Verlaufen in der Sierra Nevada
Feria, Flamenco und Backpacker
Es ist nun eine Weile her seit meinem letzten Blogeintrag. Viel ist geschehen dazwischen. Reisen kann auch zwischendurch ziemlich stressig sein, man findet teilweise kaum Zeit für sich selbst. Vor allem in den Städten ist man immer unterwegs, will man doch in der kurzen Zeit möglichst viel erleben.
Nach Valencia bin ich mit Tyson, Australier, nach Albacete gereist. Albacete ist eine Kleinstadt inmitten von millionen Olivenhainen. Dort habe ich auch die ersten Schnecken gegessen. Anfangs ekelten mich die Schnecken ein bisschen. Doch fängt man einmal mit den Schnecken an, wird man süchtig davon, sehr lecker. Von Albacete gings weiter nach Linares und dann zu dem nächsten grossen Ziel, Cordoba. Nach Cordoba wollte ich vor allem wegen der Feria de Cordoba. Dies war wohl das verrückteste Volksfest, welches ich je gesehen habe. Da Tyson eine kleine Grippe eingefangen hatte, machte ich mich alleine zu der Feria. Meist habe ich dann vor Ort diverse Spanier kennengelernt, mit welchen ich von Zelt zu Zelt gezogen bin. Dabei lernte ich den Flamenco kennen. Dies ist ein Andalusischer Volkstanz. Neben dem Flamenco und dem guten Essen geht es natürlich wie bei jedem Volksfest ums trinken. Da sage ich selten nein. Die darauffolgenden Tage endeten darum meist etwas verkatert. Bei achtunddreissig Grad im Schatten nicht sehr angenehm. Cordoba sollte man am besten im Frühling oder Herbst bereisen. Im Sommer kann es gerne bis fünfzig Grad werden, was das erkunden einer Stadt ziemlich schwierig macht.
So verbrachte ich einige Tage in Cordoba, oder besser gesagt, an der Feria de Cordoba. Ich freute mich auf etwas Erholung in Granada. Dumm nur, dass an dem Tag der Ankunft die Feria de Granada anfing. Zufall oder Schicksal?!? So war auch in Granada nichts mit erholen. Als ich bei meiner letzten grossen Reise in Mexico und Zentralamerika die Rückreise angetreten hatte, war ich auf eine Art ziemlich froh, keine Backpacker mehr zu sehen. Backpacker können ziemlich stressig sein. Viele reisen oft nur für kurze Zeit und wollen darum so viele Leute wie möglich kennenlernen. Viele sind ziemlich oberflächlich. Ich lerne gerne Leute kennen, mit denen man ein gutes Gespräch führen kann oder gemeinsam Dinge erleben kann. Gemeinsame Interessen spielen dabei auch eine grosse Rolle. Zu diesen Personen gehören leider nur wenige. Gerne erzähle ich, woher ich bin, wo ich reise, wie ich heisse, erzähle auch gerne meine Reiseerlebnisse. Doch viele interessieren sich eigentlich gar nicht dafür, sondern fragen einfach, um gefragt zu haben. Hey, hows it going? Where are you from? Where did you just coming from? What are your next places you´re visiting? What`s your favourite place so far in spain? Have you been to the Alhambra? How was it? All diese Backpackerfragen gehören zum Reisen. Doch wenn ich jemandem all diese Fragen beantworte, und die gleiche Person eine Stunde später an der Bar das gleiche nochmal fragt, nur weil sie sich das nicht merken kann oder nicht merken will, dann nervt mich das ziemlich. Dazu kommen all die, die keinen Respekt haben vor anderen, in der Nacht um vier in voller Lautstärke mit irgendwelchen Bekannten telefonieren und dabei alle wecken, usw. Dabei gibt es sehr viele Amerikaner und Australier, die gerade vom College kommen und dann einen Eurotrip machen. Kultur und Menschen interessieren sie kaum, es geht bei diesen nur darum, um Party zu machen. Darum gibt es auch dementsprechend viele Partyhostels. Nach drei Tagen Granada hatte ich sichtlich genug von diesen Backpackern. Ich musste flüchten! So bin ich für drei Tage in die Sierra Nevada geflüchtet. Ich brauchte wieder einmal Erlebnisse. Natur. Ruhe. Viel Ruhe. Pause von Alkohol. Pause von nervigen oberflächlichen Backpackern.
Verlaufen in der Sierra Nevada
So nahm ich den nächsten Bus in die Sierra Nevada. Ohne jeglichen Plan fuhr ich zunächst nach Orgiva. Dort genoss ich ein Mittagessen und lernte dabei Mauricio kennen. Er ist der Inhaber einer Schockoladenfabrik in Capileira. So nahm er mich gleich nach Capileira mit. Das Ziel war nun bekannt, Capileira. Dort nahm ich mir ein Zimmer und konnte endlich wieder einmal entspannen und ging zwei Mal wandern. Dabei habe ich den höchsten Berg Spaniens, den Mulhacen, bestiegen. Die Wanderwege in Spanien sind sehr schlecht beschildert. So kommt man oft vom Weg ab. Dies ist auch mir geschehen. Die Wanderung wäre sechs Stunden gegangen. Ich hatte dafür zehn Stunden. Man verirrt sich sehr schnell. Als ich bei der Berghütte angekommen bin, habe ich einen Engländer kennengelernt, welcher auch zu der Berghütte wanderte, jedoch von einer anderen Seite. Nachdem ich nach zwei Stunden den Weg noch immer nicht gefunden habe, habe ich im nirgendwo wieder diesen Engländer angetroffen. Auch er suchte den Weg. Wir unterhielten uns kurz und sahen uns später nicht mehr. Am nächsten Tag habe ich in Capileira mit einer alten Dame gesprochen und ihr erzählt, dass ich mich verlaufen habe. Sie fragte mich dann, ob ich der sei, den sie in der Nacht mit dem Helikopter gesucht haben. Es musste wohl der Engländer gewesen sein, der den Weg vermutlich nicht mehr gefunden hatte.
Nach den fünf Tagen in der Sierra Nevada war ich wieder bereit für die grossen Städte und die Backpacker. Dennoch versuche ich in Zukunft, Partyhostels so gut wie möglich zu meiden. In Malaga traf ich dann Niek, Joel und Sanni. Niek war mein WG-Mitbewohner in Gstaad, Joel kenne ich von der Zeit in Gstaad und Sanni ist eine bekannte von Niek. Mit ihnen ging ich dann weiter nach Tarifa, wo wir Philipp trafen. Philipp kenne ich ebenfalls von Gstaad. Er arbeitet im Winter als Snowboardlehrer im Kidsvillage und im Sommer vermietet er Zimmer an Kitesurfer in Tarifa. Dort verbrachte ich dann acht Tage. Ich lebte dabei in der Wohnung von Philipp und lernte sehr interessante Leute kennen. Danach gings weiter nach Sevilla. Dort ging es dann weiter mit mühsamen Backpackern. Daneben waren dann aber trotzdem noch einige sehr kuule Leute im Hostel, mit denen ich eine super Zeit hatte. Das nächste Reiseziel nach Sevilla aller Backpacker ist Lagos in Portugal. Dirck, ein sehr angenehmer Holländer, riet mir von diesem Ort ab. Falls ich Lust habe, mit tausenden von Australiern und Amerikaner vierundzwanzig Stunden zu saufen sei dieser Ort perfekt. Er kenne mich aber nach zwei Tagen gut genug, um mich von diesem Ort abzuraten. So folgte ich seinem Rat und ging direkt nach Sagres zum surfen. Hier bin ich nun im besten Hostel, in dem ich je gewesen bin. Warum und was ich hier so erlebe, erfährt man in meinem nächsten Blogeintrag...
Es ist nun eine Weile her seit meinem letzten Blogeintrag. Viel ist geschehen dazwischen. Reisen kann auch zwischendurch ziemlich stressig sein, man findet teilweise kaum Zeit für sich selbst. Vor allem in den Städten ist man immer unterwegs, will man doch in der kurzen Zeit möglichst viel erleben.
Nach Valencia bin ich mit Tyson, Australier, nach Albacete gereist. Albacete ist eine Kleinstadt inmitten von millionen Olivenhainen. Dort habe ich auch die ersten Schnecken gegessen. Anfangs ekelten mich die Schnecken ein bisschen. Doch fängt man einmal mit den Schnecken an, wird man süchtig davon, sehr lecker. Von Albacete gings weiter nach Linares und dann zu dem nächsten grossen Ziel, Cordoba. Nach Cordoba wollte ich vor allem wegen der Feria de Cordoba. Dies war wohl das verrückteste Volksfest, welches ich je gesehen habe. Da Tyson eine kleine Grippe eingefangen hatte, machte ich mich alleine zu der Feria. Meist habe ich dann vor Ort diverse Spanier kennengelernt, mit welchen ich von Zelt zu Zelt gezogen bin. Dabei lernte ich den Flamenco kennen. Dies ist ein Andalusischer Volkstanz. Neben dem Flamenco und dem guten Essen geht es natürlich wie bei jedem Volksfest ums trinken. Da sage ich selten nein. Die darauffolgenden Tage endeten darum meist etwas verkatert. Bei achtunddreissig Grad im Schatten nicht sehr angenehm. Cordoba sollte man am besten im Frühling oder Herbst bereisen. Im Sommer kann es gerne bis fünfzig Grad werden, was das erkunden einer Stadt ziemlich schwierig macht.
So verbrachte ich einige Tage in Cordoba, oder besser gesagt, an der Feria de Cordoba. Ich freute mich auf etwas Erholung in Granada. Dumm nur, dass an dem Tag der Ankunft die Feria de Granada anfing. Zufall oder Schicksal?!? So war auch in Granada nichts mit erholen. Als ich bei meiner letzten grossen Reise in Mexico und Zentralamerika die Rückreise angetreten hatte, war ich auf eine Art ziemlich froh, keine Backpacker mehr zu sehen. Backpacker können ziemlich stressig sein. Viele reisen oft nur für kurze Zeit und wollen darum so viele Leute wie möglich kennenlernen. Viele sind ziemlich oberflächlich. Ich lerne gerne Leute kennen, mit denen man ein gutes Gespräch führen kann oder gemeinsam Dinge erleben kann. Gemeinsame Interessen spielen dabei auch eine grosse Rolle. Zu diesen Personen gehören leider nur wenige. Gerne erzähle ich, woher ich bin, wo ich reise, wie ich heisse, erzähle auch gerne meine Reiseerlebnisse. Doch viele interessieren sich eigentlich gar nicht dafür, sondern fragen einfach, um gefragt zu haben. Hey, hows it going? Where are you from? Where did you just coming from? What are your next places you´re visiting? What`s your favourite place so far in spain? Have you been to the Alhambra? How was it? All diese Backpackerfragen gehören zum Reisen. Doch wenn ich jemandem all diese Fragen beantworte, und die gleiche Person eine Stunde später an der Bar das gleiche nochmal fragt, nur weil sie sich das nicht merken kann oder nicht merken will, dann nervt mich das ziemlich. Dazu kommen all die, die keinen Respekt haben vor anderen, in der Nacht um vier in voller Lautstärke mit irgendwelchen Bekannten telefonieren und dabei alle wecken, usw. Dabei gibt es sehr viele Amerikaner und Australier, die gerade vom College kommen und dann einen Eurotrip machen. Kultur und Menschen interessieren sie kaum, es geht bei diesen nur darum, um Party zu machen. Darum gibt es auch dementsprechend viele Partyhostels. Nach drei Tagen Granada hatte ich sichtlich genug von diesen Backpackern. Ich musste flüchten! So bin ich für drei Tage in die Sierra Nevada geflüchtet. Ich brauchte wieder einmal Erlebnisse. Natur. Ruhe. Viel Ruhe. Pause von Alkohol. Pause von nervigen oberflächlichen Backpackern.
Verlaufen in der Sierra Nevada
So nahm ich den nächsten Bus in die Sierra Nevada. Ohne jeglichen Plan fuhr ich zunächst nach Orgiva. Dort genoss ich ein Mittagessen und lernte dabei Mauricio kennen. Er ist der Inhaber einer Schockoladenfabrik in Capileira. So nahm er mich gleich nach Capileira mit. Das Ziel war nun bekannt, Capileira. Dort nahm ich mir ein Zimmer und konnte endlich wieder einmal entspannen und ging zwei Mal wandern. Dabei habe ich den höchsten Berg Spaniens, den Mulhacen, bestiegen. Die Wanderwege in Spanien sind sehr schlecht beschildert. So kommt man oft vom Weg ab. Dies ist auch mir geschehen. Die Wanderung wäre sechs Stunden gegangen. Ich hatte dafür zehn Stunden. Man verirrt sich sehr schnell. Als ich bei der Berghütte angekommen bin, habe ich einen Engländer kennengelernt, welcher auch zu der Berghütte wanderte, jedoch von einer anderen Seite. Nachdem ich nach zwei Stunden den Weg noch immer nicht gefunden habe, habe ich im nirgendwo wieder diesen Engländer angetroffen. Auch er suchte den Weg. Wir unterhielten uns kurz und sahen uns später nicht mehr. Am nächsten Tag habe ich in Capileira mit einer alten Dame gesprochen und ihr erzählt, dass ich mich verlaufen habe. Sie fragte mich dann, ob ich der sei, den sie in der Nacht mit dem Helikopter gesucht haben. Es musste wohl der Engländer gewesen sein, der den Weg vermutlich nicht mehr gefunden hatte.
Nach den fünf Tagen in der Sierra Nevada war ich wieder bereit für die grossen Städte und die Backpacker. Dennoch versuche ich in Zukunft, Partyhostels so gut wie möglich zu meiden. In Malaga traf ich dann Niek, Joel und Sanni. Niek war mein WG-Mitbewohner in Gstaad, Joel kenne ich von der Zeit in Gstaad und Sanni ist eine bekannte von Niek. Mit ihnen ging ich dann weiter nach Tarifa, wo wir Philipp trafen. Philipp kenne ich ebenfalls von Gstaad. Er arbeitet im Winter als Snowboardlehrer im Kidsvillage und im Sommer vermietet er Zimmer an Kitesurfer in Tarifa. Dort verbrachte ich dann acht Tage. Ich lebte dabei in der Wohnung von Philipp und lernte sehr interessante Leute kennen. Danach gings weiter nach Sevilla. Dort ging es dann weiter mit mühsamen Backpackern. Daneben waren dann aber trotzdem noch einige sehr kuule Leute im Hostel, mit denen ich eine super Zeit hatte. Das nächste Reiseziel nach Sevilla aller Backpacker ist Lagos in Portugal. Dirck, ein sehr angenehmer Holländer, riet mir von diesem Ort ab. Falls ich Lust habe, mit tausenden von Australiern und Amerikaner vierundzwanzig Stunden zu saufen sei dieser Ort perfekt. Er kenne mich aber nach zwei Tagen gut genug, um mich von diesem Ort abzuraten. So folgte ich seinem Rat und ging direkt nach Sagres zum surfen. Hier bin ich nun im besten Hostel, in dem ich je gewesen bin. Warum und was ich hier so erlebe, erfährt man in meinem nächsten Blogeintrag...
Sonntag, 24. Mai 2015
Arschlochtag / Au revoir France, Hola España
Arschlochtag
...und
es regnete weiter. Immer stärker. Dazu stürmte es. Währenddessen
sass ich in meinem Zelt und ass das Indianerfleisch, welches ich in
Hasle-Rüegsau von der Familie von Niek erhalten habe. Endlich konnte
ich ein wenig Schlaf finden. Jedoch nicht lange. Es tropfte überall
und es bildete sich ein kleiner See in meinem Zelt. Nach einer Weile
liess der Regen endlich nach. Mit jeder Stunde aber, wurde es kälter.
Ich konnte kaum eine Minute schlafen. Gegen Morgen lag ich mit drei
Schichten T-Shirts, einem Pullover und einer Jacke in meinem
Schlafsack und versuchte immer noch, Schlaf zu finden.
Der
nächste Tag war entscheidend für den weiteren Verlauf meiner Reise.
Ziemlich übermüdet, wartete ich am nächsten Tag bereits wieder mal
zwei Stunden am Strassenrand. Niemand wollte mich mitnehmen. Es
regnete immer wieder. Mal stärker, mal schwächer. Da konnte ich mir
oft schöneres vorstellen, als im Regen auf eine Mitfahrgelegenheit
zu warten. Die Person, welche mich dann endlich mitnahm, fragte mich,
ob ich nicht lieber mit dem Zug nach Nancy fahren möchte. Ich
erwiderte und Bestand darauf, bei der Autobahneinfahrt weiter zu
stoppen. Mein Wille, mein Ziel zu erreichen, war immer noch zu gross.
Ich wollte mir nicht eingestehen, dass es eine schlechte Idee war,
meinem Ziel weiter zu folgen. Ein Fehler! Nach zwei Stunden erneutem
Wartens im Regen, beschloss ich mich dann, trotzdem mit dem Zug nach
Nancy zu fahren. Der Tag hat als Arschlochtag angefangen und so ging
es auch weiter. In der eigentlich doch ziemlich grossen Stadt Nancy
war wegen des Karfreitags alles auf Sparflamme. Vor allem im
öffentlichen Verkehr lief nicht viel. So hatte ich zwei Stunden, bis
ich bei der Jugendherberge ankam. Mit Vorfreude auf eine Dusche und
ein normales Bett stand ich vor der geschlossenen Jugendherberge. Das
konnte jetzt echt nicht sein. Jugendherberge wegen Feiertags
geschlossen. Am liebsten hätte ich die Hütte angezündet. Warum um
Himmels Willen schliesst man eine Jugendherberge an einem Feiertag?
Auf jeden Fall habe ich mit den internationalen Jugendherbergen
definitiv abgeschlossen und werde diese, sofern möglich, auch nie
mehr besuchen. Nun wollte ich aus dem Arschlochtag noch das beste
herausholen und gönnte mir gleich ein Ticket nach Paris.
Auf der
Reise quer durch Frankreich war super Wetter. Dies zauberte mir
gleich ein Lächeln ins Gesicht. Tag gerettet. Denkste!! Kaum in
Paris angekommen, fing es an zu regnen. In strömendem Regen lief ich
von Hostel zu Hostel. Überall voll. Das Woodstock Hostel hatte dann
aber nach zwei Stunden Suche zum Glück noch ein Zimmer frei.
Es war
bereits halb eins, als ich mein erstes Bier geniessen konnte. Zu
diesem Zeitpunkt waren schon alle Hostelbesucher ausgeflogen. Ich
beschloss darum, selbst ein bisschen die Strassen von Paris unsicher
zu machen. Aus dem Arschlochtag sollte doch endlich noch etwas
positives raus kommen. So kam ich bei der ersten Bar an. Die Bar war
ziemlich voll. Die Besucher sahen meist aus wie Hipster. Bärte,
Schnäuze und Hornbrillen zierten deren Gesichter. Ich bestellte das
erste Bier. Irgendwie fand ich noch nicht den Kontakt zu den anderen
Barbesuchern. Es gab unter den feiernden jedoch ein richtiges
Alphatier, welches den Kontakt mit allen Besuchern zu pflegen mochte.
Die Chance nützte ich. Ich spendierte dem Typen den billigsten Shot.
Der Typ schätzte dies so, dass er mich sofort allen Personen im
Umkreis von drei Metern vorstellte. Trick hat funktioniert. Findest
du mal keinen Kontakt, spendierst du einfach dem grössten Alphatier
einen Shot und schon kennst du später jede Person. Wir feierten bis
die Bar die Tore schloss. Danach machten wir uns etwa zu zehnt auf
den Weg an eine Afterparty. Die eine Person, ein rund fünfzig
jähriger Sizilianer, auf irgend etwas, war bereits vorher ziemlich
komisch drauf. Auf dem Weg an die Afterparty jedoch tickte er
plötzlich völlig aus, weil er keine Zigaretten mehr hatte. Er
quatschte eine Person auf der Strasse an, ob er ihm eine Zigarette
geben könnte. Darauf erwiderte die fremde Person, sie rauche nicht.
Dann schlug der Sizilianer seine Faust in sein Gesicht. Mehrere
Passanten hielten ihn jedoch fest, so konnte schlimmeres verhindert
werden. Danach waren alle ziemlich geschockt und gingen nach Hause.
Der Tag startete als Arschlochtag und endete als Arschlochtag, es
konnte nur noch besser kommen.
Nach
diesem Tag hatte ich definitiv keine Lust mehr auf trampen,
Frankreich, Paris, oder sonst etwas. Meine Stimmung war am Boden. Es
musste sich was ändern. Das Trampen wollte ich auf keinen Fall
fortfahren. Da war mir die Zeit zu Schade, wartend am Strassenrand zu
stehen und nebenbei kaum was zu sehen. Frankreich zu bereisen kann
sehr schön sein. Vor allem kleinere Städte und Orte sind sehr
sehenswert. Ich werde Frankreich auf jeden Fall wieder bereisen.
Nächstes Mal aber mit einem ausgebauten Bus oder mit Auto und Zelt.
Hostels oder Jugendherbergen würde ich meiden. Das Velo wäre auch
ein gutes Fortbewegungsmittel. Dafür müsste man aber viel Zeit
einplanen, da Frankreich teilweise auch ziemlich hügelig sein kann.
Paris sollte man mit jemandem besuchen, der die Stadt bereits ein
wenig kennt, am besten mit Einheimischen.
Au revoir France, Hola España
Wie ging
es nun weiter? Ich erinnerte mich an die gute Zeit, die ich letzten
Mai in Gran Canaria hatte. Darum rief ich sofort meine Freunde aus
Barcelona um Rat. Raul teilte mir sofort mit, dass ich bei ihm
schlafen könnte. So war ich wenige Stunden später in Barcelona.
Endlich
war ich wieder Happy. Die Arschlochtage waren überwunden. Ich genoss
die Zeit mit meinen Freunden in Barcelona sehr. Fast genau ein Jahr
ist es nun her, als ich den Kollegenkreis von Helenas Ehemann
kennenlernen konnte. Es war interessant zu hören, was sich alles
geändert hat und wie sie das letzte Jahr verbracht haben. Die
Nachricht, dass ich Barcelona besuchte, verbreitete sich schnell. Am
Samstag trafen wir uns alle bei Tapas und Wein in einer Bar. Es war
schön zu sehen, wie mich alle gerne wieder sehen wollten.
So
verbrachte ich die letzten Tage in Barcelona mit Pinchos (bezahlst
einen kleinen Betrag und kriegst dafür ein Glas Wein oder Bier und
ein Tapa), Tapas (mit Aperohäppchen am besten zu beschreiben), Wein,
Bier, Sagrada Familia, von Aussichtspunkten die Stadt bestaunen, mehr
Tapas, Strand, Meer, hübsche Spanierinnen betrachten (es blieb beim
betrachten), die Freundlichkeit der Spanier, Unabhängigkeit der
Katalanen von Spanien und neuen Erkenntnissen. In Barcelona und immer
öfters in anderen Städten in Spanien wurde Cannabis legalisiert. Es
ist nun legal, zu Hause Cannabis zu rauchen. Auch auf der Strasse,
am Strand oder sonst wo wird das Rauchen von Cannabis geduldet.
Einzig der Handel mit Cannabis ist noch strafbar. Dafür gibt es neu
wie in Amsterdam sogenannte Coffeeshops, wo man das Cannabis beziehen
kann. In Barcelona muss man aber Member sein, was sehr einfach ist.
Damit will man den illegalen Handel und die Kriminalität, welche
sich daraus ergibt, unterbinden. Man hat hier gemerkt, dass Cannabis
fester Bestandteil unter allen Bevölkerungsschichten geworden ist
und will als Beispiel vorangehen. Spätestens in einer Generation
wird die Legalisierung vermutlich überall in Europa Einzug nehmen.
Barcelona
gehört für mich zu den Städten, mit der grössten Lebensqualität,
welche ich bis jetzt besucht habe. Die Jobsituation ist der einzige
Nachteil. Es gibt viele Menschen ohne Job, vor allem Jugendliche.
Barcelona bietet sonst aber alles und die Bevölkerung ist sehr
offen. Nun bin ich auf dem Weg nach Valencia. Nächste
Zwischenstation vor Andalusien, wo ich dann vorhabe, länger zu
bleiben.
Montag, 18. Mai 2015
Choucroutte / Am 24.5.1984 hab ich sie gebumst...
Choucroutte
Ich
erinnere mich gerne an die Anfänge meiner spanisch Kenntnisse
zurück. Genau etwa drei Jahre sind es nun her, als ich in einem
Restaurant in Mexico City auf spanisch ein Steak mit Salat bestellt
habe, aber Reis mit Bananenstücken serviert bekam. Etwas ähnliches ist mir nun in Colmar, Frankreich, passiert. Heute wäre ich
mir selber dankbar, hätte ich meiner damaligen Französischlehrerin,
Frau Koch, ein bisschen mehr zugehört. Colmar befindet sich in der Mitte des Elsasses und
ist ein schönes, idyllisches Städtchen. Ich hatte Hunger, grossen
Hunger, trampen gibt nun einfach mal grossen Hunger. Gerne wollte ich
eine Spezialität von Colmar probieren. Auf einer Anzeigetafel neben
einem Restaurant sah ich geschrieben „Choucrouche de 5 viandes“.
Geil, viande verstehe ich, das heisst Fleisch. Da ich Fleisch über
alles liebe, und dazu noch fünf, musste ich das einfach nehmen. Das
Wort Choucrouche liess ich mal links liegen. Mit grossem Hunger und
voller Vorfreude auf die fünf Fleischstücke war ich dann aber doch
ziemlich verdutzt, als der Kellner mir einem Teller Sauerkraut, fünf
Stück Speck und einer Kartoffel serviert auftauchte. Das habe ich
mir dabei ganz und gar nicht vorgestellt. Fein war es trotzdem!
Am 24.5.1984 hab ich sie gebumst...
Von
Turckheim bis Munster nahm mich eine ganz spezielle Person mit. Ich
musste mir stets das Lachen verkneifen. Er hatte den Jahrgang
neunzehnhunderteinundsechzig, war klein mit Glatze und sprach den
typischen Elsässer Dialekt. Klingt ein wenig wie als würde ein
Deutscher Walliserdeutsch lernen. Zum Beispiel „Guten Appetit“
heisst „En Güeta“. Der Mann sprach wie aus der Pistole
geschossen. Zuerst über das erneute Erdbeben in Nepal und dann
davon, dass wir Menschen selbst an solchen Katastrophen Schuld seien.
Wür würden die Erde sehr schlecht behandeln und nur von ihr
konsumieren. Dann sprach er von dem Reisen. Wir Europäer können
froh darüber sein, dass wir die Möglichkeit haben, zu reisen. Die
Mehrheit der Menschheit sei nur damit beschäftigt, Nahrung zu
beschaffen, um zu überleben. Bei uns spiele die Nahrungsbeschaffung
nur eine winzige Rolle im Leben. Später begann er über sein
Schicksal zu sprechen. Vierundzwanzigster Mai,
neunzehnhundertvierundachzig, habe er gebumst. Es sei eine hübsche
junge Dame gewesen . Ich zitiere hier seine Wortwahl ganz genau. Eine
wunderschöne Dame, er könne sich noch genau erinnern. Gebumst habe
er sie, wie noch keine andere Frau zuvor. Dann sei es passiert.
Während dem bumsen sei ihm plötzlich eine Blutbahn im Kopf
geplatzt, was eine sofortige Ohnmächtigkeit hervor rief. Er musste
Notfallmässig ins Spital und konnte operiert werden, so, dass er
heute ohne bleibende Schäden leben kann. Ich solle mir das mal
vorstellen, er habe gebumst, und plötzlich das. Der Mann habe in
seinem späteren Leben weitere solche Schicksale erlebt, sei oft am
Tod vorbei geritten und habe sich oft gefragt, wieso die Zeit für
ihn wieder und wieder nicht kam, um vom Leben Abschied zu nehmen. Ich
vermute, er hatte noch eine Aufgabe, nämlich mich von Turckheim nach
Munster mitzunehmen. Wäre dies nicht geschehen, wäre ich wohl auch
nicht mit den drei jungen Leuten mitgefahren, welche sich kurzum
entschieden haben, mich an den Lac de Gerardmer zu fahren. Immerhin
mussten sie den langen Weg über den „Col de la Schlucht“ machen,
was ziemlich lange dauerte. Sie haben die Chance genützt und mich an
dem wunderschönen See, umgeben von Hügeln und Bergen, auf einige
Biere einzuladen. So verbrachten wir den Mittwoch Nachmittag an
diesem See.
In
Colmar habe ich mir ein Zelt und eine Schlafmatte organisiert, um das
ganze trampen noch etwas abenteuerlicher zu machen. Ich werde nun im
Verlauf meiner Reise durch Frankreich die „auberge de jeunesse“
oder besser bekannt unter „internationale Jugendherbergen“ so gut
wie möglich meiden. Der Staff ist meist ziemlich unhöflich. In
Colmar musste ich feststellen, dass es eine Schliesszeit gibt
zwischen zehn und fünf Uhr tagsüber. Das heisst, die Jugendherberge
ist während dieser Zeit geschlossen, es gibt keine Möglichkeit den
Rucksack zu deponieren und es gibt auch kein Check-In während dieser
Zeit. Zudem habe ich weder in Mulhouse, noch in Colmar junge Reisende
kennengelernt. Die Herbergen sind voll mit Schulreisen, Leute, die
keine sonstige Bleibe haben und Arbeitssuchende. Das ist nicht das
Bild der Internationalen Jugendherbergen, welches ich vorher hatte.
Gut, in Mexico und Zentralamerika haben wir diese auch stets
gemieden, sofern andere vorhanden waren. Dort war der Grund mehr,
dass es zu viele Regeln gab.
Ich kann
noch kein grundsätzliches Fazit über das Reisen in Frankreich
machen. Da bin ich noch zu wenig lange unterwegs. Das trampen ist
etwa wie in der Schweiz. Nicht viele Autofahrer nehmen Tramper mit.
Jene, welche Tramper mitnehmen, sind aber stets freundlich und super
nett. Allgemein sind die Franzosen sehr hilfsbereit und zuvorkommend.
Die nächsten Tage werde ich in die Provinz Lothringen kommen, mal
schauen, wie es da weitergeht.
Nun
startet die erste Nacht im Zelt. Es regnet, gewittert und windet in
strömen. Meine Zeltaufbaukünste können zudem auch verbessert
werden. Essen zu organisieren ist mir leider untergegangen. Das
heisst „ohni Znacht ist Bett“. Dann, auf eine gute und sichere
Nacht...
Dienstag, 12. Mai 2015
Die Reise beginnt / Autostopp Baar-Bern
Die Reise beginnt
Bevor
ich mich auf die grosse Reise begab, besuchte ich Philipp in München.
Wir haben zusammen im Iglu-Dorf gearbeitet. Kurz vor meiner Abreise
war München ein gutes Reise-Warm-Up. Philipp, seine Freundin Sophia
und ihre Mitbewohner Simon und Chrissy haben mich sehr gut bei ihnen
aufgenommen. Ich danke noch einmal herzlich für die tolle
Gastfreundschaft. Am ersten Mai fand das Wannda Circus Openair in
München statt. Als Freund von guter elektronischer Tanzmusik war das
natürlich ein muss. Trotz strömendem Regen und dem grossen See rund
um das Zirkuszelt war die Stimmung fantastisch. Bereits am Nachmittag
war die Stimmung auf dem Höhepunkt und die Menge feierte und tanzte
als gäbe es kein Morgen mehr. Ich werde das Wannda bestimmt wieder
besuchen, das ist klar! München selbst hat mir sehr gefallen. Der
Lebensstandard ist wahnsinnig hoch und die Menschen sehr freundlich.
Ich sage dazu gerne, auf ein frohes Wiedersehen...
Autostopp Baar-Bern
Um halb
eins Nachmittags, Donnerstag vergangene Woche begab ich mich auf das
grosse Abenteuer. Immer und immer wieder überlegte ich mir, ob ich
nicht besser den Zug nach Bern nehmen sollte, wie es mir meine
Freunde und Familie geraten haben. Doch meine unersättliche Lust
nach Abenteuer liess mich nicht im Stich und ich streckte meinen
rechten Daumen das erste Mal gegen Strasse. Das erste Auto in
Sichtweite. Konnte ich denn wirklich so viel Glück haben? Es hat
tatsächlich am Strassenrand angehalten. Eine Frau um die sechzig
fragte mich, wohin ich gerne möchte. „Richtung Bern, Paris,
französische Küste möchte ich, aber es reicht, wenn sie mich
einfach ein Stück mitnehmen könnten“, antwortete ich ihr. Sie
lachte und nahm mich ins nächste Dorf, nach Steinhausen mit. Bei
strahlendem Sonnenschein streckte ich also meinen Daumen wieder gegen
Strasse. Diesmal wartete ich aber bereits eine halbe Stunde auf die
nächste Mitfahrgelegenheit. Ich zwängte mich samt Rucksack in einen
kleinen Zweiplätzer. Wieder erzählte ich von meinen Plänen. Der
Typ meinte, ich spinne. Dennoch hatte er viel Respekt vor meinem
Vorhaben. Gerne hätte er auch mal den Mut gehabt, so etwas zu
unternehmen. Doch er sei langsam dreissig Jahre alt und könne das
nicht mehr machen. Die Fahrt endete in Buchrain. Dort hatte ich
überhaupt kein Glück. Darum lief ich eine halbe Stunde nach Inwil.
Auch dort wartete ich wieder eine Ewigkeit.
Es
scheint, als wäre die Mehrheit der Schweizer nicht sehr offen
gegenüber Trampern. Kaum jemand nimmt Menschen mit ausgestrecktem
Daumen mit. Ich denke, dies liegt an dem grundlegenden Gedanken des
perfekten Bünzlis. Man hat hier eine Arbeit, ein Auto und gönnt
sich zwischendurch mal gute All-Inclusiv Ferien irgendwo in Italien,
Spanien, Türkei oder wo auch immer. Aber trampen, mal den Daumen
rausstrecken und auf eine Mitfahrgelegenheit hoffen, gilt als
verpönt. So kommt es mir manchmal vor. Junge, kauf dir ein Auto,
such dir eine Arbeit wie jeder andere. Genau solche Gedanken kann man
in den Gesichtern der vorbeifahrenden Autofahrer rauslesen.
Endlich
nahm mich jemand mit. Diesmal bis Rain. Auch wieder nur ein zwei
Dörfer weiter. Immerhin. Auch er sei Reisender, erzählte er mir. Im
August werde er innerhalb von fünf Wochen um die Welt reisen...Ich
wünschte ihm eine gute Reise und streckte meinen Daumen wieder raus.
Diesmal hielt ein VW T5 Bus. Er sei bereits zwölf Mal in Biarritz
und Umgebung surfen gegangen. Zuerst alleine oder mit Freunden, dann
mit seiner heutigen Ehefrau. Nun möchte er wieder gehen. Inzwischen
habe er aber ein kleines Töchterchen. Darum habe er sich auch einen
VW Bus gekauft. Sie brauchen nun Platz für eine Person mehr. Schöne
Geschichte. Er fuhr mich bis Sempach. Von dort bis Sursee durfte ich
auf dem Sitz neben einer etwas älteren Dame Platz nehmen. Tramper
mitzunehmen sei für sie ein Muss. Vierzig Jahre sei es her, als sie
ihre erste Reise gestartet habe. Seither habe sie die halbe Welt
gesehen, habe in Indien und Afrika gelebt und freue sich noch heute
auf neue Abenteuer. Gerne hätte ich ein Treffen mit dem dreissig
Jährigen und dieser Dame organisiert, welcher fand, mit dreissig sei
er zu alt um sich auf ein solches Abenteuer zu begeben.
Von
Sursee gings weiter mit einem Audi S5. Gewaltige Horsepower
verschoben mich dabei von Sursee nach Gunzgen. Der junge Mann liess
sich von meinen vergangenen Reisen sehr inspirieren und möchte gerne
bei seiner nächsten Reise anstatt All-Inclusiv gerne mal in Mexico
herumreisen. Er liess mich bei der Autoraststätte Gunzgen Nord raus.
Dort gab ich meinen ersten Franken aus um zu pinkeln. Diesen konnte
ich gleichzeitig gegen einen Mohrenkopf eintauschen, wie lieb von
denen. Auf dieser Raststätte waren die Aussichten auf eine
Mitfahrgelegenheit wieder kleiner. Kaum Autos, welche die Raststätte
besucht haben. Ich begann die Leute direkt zu fragen, musste ich doch
um viertel nach sechs in Bern sein. Dort habe ich mit André
abgemacht. Mit ihm habe ich den Kindergarten, Primar- und Oberstufe
und die Berufsschule besucht. Er reist auch sehr gerne. Gerade eben
kam er von einer langen Reise in Südostasien zurück. Leider habe
ich ihm vergessen mitzuteilen, dass ich trampe. So war er ein
bisschen überrascht, als ich ihm mitteilte, dass es vielleicht etwas
später werden konnte. Rettung nahte. Ein Geschäftsmann aus Genf
nahm mich mit. Eigentlich wollte er direkt nach Genf fahren, nahm
sich aber die Mühe und fuhr mich bei Feierabendverkehr in die Stadt
Bern. Um halb sieben bin ich dann nach sechs Stunden in Bern an. Ich
habs geschafft. Geil! Danach genoss ich zuerst nur mit André, später
noch mit seiner Mitbewohnerin Steffi, ebenfalls Reise- und
Abenteuerlustig, den wunderschönen Abend auf dem Balkon des Länggass
Quartiers in Bern mit Wein und Hummus. Grosses Dankeschön den
beiden...
Die
nächsten Tage verbrachte ich mit meinem Ex-Mitbewohner Niek. Ich
durfte eine wahnsinnige Gastfreundschaft von Nieks Familie erfahren.
Niek hat eine echt tolle Familie. Wir hatten eine super Zeit zusammen
in Hasle-Rüegsau. Am Samstag trafen Niek und ich uns mit unserer
Pflästerli-Crew aus Gstaad in Bern und feierten bis in den Morgen.
Nun bin
ich per Anhalter in Mulhouse, Frankreich, gelandet. Geplant war das
nicht. Aber mein Vorsatz beim Reisen ist immer, dass man besser keine
Pläne macht. Es kommt sowieso immer anders. Auf der Reise von
Hasle-Rüegsau nach Mulhouse nahm mich Achmed aus Deutschland mit. Er
war so begeistert von meiner völlig ungeplanten Reise, oder sagen
wir besser, eher etwas besorgt, dass er mir gleich einige seiner
Karten aus Frankreich und Spanien mitgab. Später lernte ich Dora aus
Polen, wohnhaft in Zürich, kennen. Sie ist Doktorandin und trampt
fürs Leben gerne. Eigentlich wollte sie nur ihre Schwester am
Flughafen in Basel abholen, fuhr mich dann aber noch bis Mulhouse.
Die
Reise geht nun weiter...auf neue Abenteuer!!
Mittwoch, 29. April 2015
Rückblick Wintersaison / Notruf 144 in Adelboden
Die Zeit ist gekommen! Nächste Woche werde ich mich wieder einmal auf eine lange Reise begeben. Die Leserschaft darf sich wieder auf neue Abenteuer, neue Geschichten und neue, zum Schmunzeln anregende Erlebnisse freuen. Ich lasse mich zur Zeit auch noch überraschen, wohin die Reise mich wohl hinführen wird. Starten werde ich in Baar. Dann wird es per Anhalter Richtung Bern und Berner Oberland gehen, wo ich noch einmal meine Freunde von meiner Wintersaison besuchen werde. Dann geht es Richtung Frankreich und später Spanien, wo ich weitere Freunde besuchen möchte. Spanien liegt schon lange auf meiner Reiseliste. Nach einigen Wochen möchte ich Richtung Südamerika fliegen, Ziel zur Zeit noch unbekannt. Lassen wir uns überraschen...
Rückblick Wintersaison
Zuerst möchte ich aber noch einmal auf meine Zeit beim Iglu-Dorf und die Wintersaison zurück kommen. Es war eine unglaublich schöne Zeit. Wenn man als Saisonnier arbeitet, kann man aus finanziellen Gründen nicht immer in den Ausgang gehen. Darum haben wir viele Nächte verbracht mit Pokern, Jassen (sogar die Deutschen können jetzt jassen) und gemeinsamem kochen. Daneben hatten wir spezielle Abende wie zum Beispiel ein legendärer Guacamole Contest. Jeder musste eine Guacamole machen, welche dann von einer ausgewählten Juri bewertet wurde. Ziemlich witzig. Solche Abende bleiben mir besonders gut in Erinnerung, obwohl wir uns zwischendurch bei der Vermieterin für den Lärm entschuldigen mussten.
Notruf 144 in Adelboden
In die Geschichte ist vor allem ein Wochenende eingegangen. Old-School-Day in Adelboden. Bereits am Anfang der Saison hat mir mein Mitbewohner Niek von diesem legendären Tag erzählt. Dort musste ich unbedingt dabei sein. An dem Old-School-Day in Adelboden nehmen jedes Jahr zwischen hundertfünfzig und dreihundert Personen teil. Alle mit alter Skikleidung und teilweise alten Skis und Snowboards. So haben Niek und ich uns schon viele Tage vor diesem Event auf die Suche nach alten Skikleidern gemacht. Fündig wurden wir bei unserer Vermieterin, Marianne. Wir rüsteten uns mit Overalls aus den fünfziger Jahren inklusiv Stirnband und Gletscherbrille aus. Dazu eine passende Rasur. Mit den Kleidern und der Rasur sahen wir dreissig Jahre älter aus. Niek sah mit seinen Leggins und dem bunten Stirnband aus wie in den sechzigern hangen gebliebener Jugendlicher. Mich konnte man mit meinem speziellen Schnauz eher einem Zuhälter aus den sechzigern zuordnen. Der Tag kam und wir reisten gemeinsam nach Adelboden, schräge Blicke der anderen Zugpassagiere inklusive. Vom Busbahnhof gings direkt ins Alpenrose Pup, wo wir Nieks Freunde, die meisten aus Bern, trafen. Es floss reichlich Bier und Kafi Flämmli. Bereits am Tag der Anreise haben wir gefeiert, als gäbe es kein Morgen. Übernachtet haben wir in einem Lagerhaus. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt zum Glück noch keine Ahnung, dass ich am nächsten Tag ziemlich Mühe haben würde, dieses Lagerhaus wieder zu finden. Doch dazu später...
Leicht verkatert begaben wir uns alle am nächsten Tag in die Alpenrose. Dort trafen wir uns mit den restlichen Teilnehmern. Alle verkleidet. Alle mit Old-School Kleidern. So nahmen wir morgens um neun das erste Bier und das erste Flämmli zu uns. Leider regnete es wie aus strömen. Doch die Stimmung konnte uns an diesem Tag nichts vermiesen. Nachdem wir uns alle besammelt haben, begaben wir uns auf die Skipiste. Da der Himmel sich nicht öffnete und es bis zweitausend Meter über Meer regnete, begaben wir uns direkt in den GMP. Der GMP ist der Park, welcher sich in Adelboden befindet. Dort tanzten und feierten wir zu Oldies den ganzen Nachmittag. Mein Mitbewohner Niek hat an einem Contest noch den ersten Platz gemacht, unglaublich. So haben wir noch Champagner und Shots gewonnen. Ziemlich müde und betrunken trafen wir wieder in Adelboden ein. Die einen haben sich schon bald für die Rückkehr ins Lagerhaus entschieden. Zu dritt gingen wir noch in die Bernabar, der lokale Club in Adelboden. Da mir bewusst wurde, dass ich am nächsten Tag um sechs Uhr in der früh nach Saanenmöser zurück musste, um zu arbeiten, machte ich mich um etwa zwei Uhr auf den Heimweg. Es regnete immer noch. Durch den ganzen Alkoholkonsum während des Tages konnte ich mich weiss Gott nicht mehr erinnern, wo sich das Lagerhaus befand. Ich suchte und suchte. Halbe Stunde vergangen, Dreiviertelstunden vergangen, eine Stunde vergangen. Ich, pflotschnass, verloren auf den Strassen Adelbodens. Ziemlich nass und durchfroren, ohne jeglichen telefonischen Kontakt zu meinen Freunden, hatte plötzlich eine superschlaue Idee. Auf eine solche Idee kann wohl nur ich kommen. Ich dachte, wenn niemand mehr helfen kann, hilft nur noch Notruf 144. Ich nahm mein Telefon hervor und wählte die Nummer. "Notruf 144, wie kann ich ihnen helfen?", klang es aus dem Telefon..."Hallo, hier ist der Marc...ääääähmm jaaa ich bin in Adelboden und finde mein Lagerhaus nicht mehr", antwortete ich. "Entschuldigung, diese Nummer ist nur für Notfälle", antwortete die Person am anderen Ende mit einem lachen. "Sorry aber ääähm, dies ist ein Notfall, ich finde mein Lagerhaus nicht mehr", lallte ich ins Telefon. Die Person des Notrufs machte mir nochmals bewusst, dass dies kein Notfall sei und er das Telefonat beenden muss. "Ja gut, ich verstehe, dann werde ich mich mal in den Schnee legen und im Schnee schlafen, bis der erste Bus fährt, Adeee", sagte ich als Abschluss. Dann wurde die Person hellhörig, "ouuuu nein, bitte nicht, ich denke jetzt handelt es sich um einen Notfall." Die nette Person vom Notruf 144 half mir via GPS, mein Lagerhaus zu finden. Ich war ihm unheimlich dankbar und konnte Heil am nächsten Morgen aufwachen und mich auf den Weg nach Saanenmöser machen. Wieder einmal gut gegangen. Es würde mich sehr Wunder nehmen, was diese Person wohl in seinen Rapport geschrieben hatte...
Im Iglu bleiben mir die supertollen Guidenächte in Erinnerung. Jedes mal super Nächte. Auch die Tage an der Bar waren genial, sowie der Auf- und Abbau. Dazu habe ich das Skifahren sehr verbessert, vor allem Off-Pist und im Park...Wer weiss, vielleicht werde ich eines Tages noch zum Profi...Ich werde auf jeden Fall wieder eine Saison im Iglu-Dorf Gstaad machen. Vielen Dank auch an die Personen vom "Unterland", Eti und Ryan, Domi und Andi, meine Familie und Sändy, welche mich im Berner Oberland besucht haben. Dies habe ich sehr geschätzt. Ebenfalls geschätzt habe ich den schönen Empfang meiner Freunde und Freundinnen aus Bremgarten. Nächste Saison werde ich auf jeden Fall bestimmt wieder in den Bergen sein und noch einmal eine Saison beim Iglu-Dorf in Gstaad machen. Das Skifahren wurde zur Passion. Beim Arbeiten im Iglu war ich das erste Mal richtig glücklich bei der Arbeit. Zudem habe ich viele neue Freunde, welche ebenfalls beim Iglu oder als Skilehrer gearbeitet haben. Ich kann eine Wintersaison jeder Person empfehlen, welche eine neue Herausforderung sucht und unglücklich bei seiner derzeitigen Arbeit ist. Ich habe den Schritt gewagt und dabei einen super Winter erlebt!
Rückblick Wintersaison
Zuerst möchte ich aber noch einmal auf meine Zeit beim Iglu-Dorf und die Wintersaison zurück kommen. Es war eine unglaublich schöne Zeit. Wenn man als Saisonnier arbeitet, kann man aus finanziellen Gründen nicht immer in den Ausgang gehen. Darum haben wir viele Nächte verbracht mit Pokern, Jassen (sogar die Deutschen können jetzt jassen) und gemeinsamem kochen. Daneben hatten wir spezielle Abende wie zum Beispiel ein legendärer Guacamole Contest. Jeder musste eine Guacamole machen, welche dann von einer ausgewählten Juri bewertet wurde. Ziemlich witzig. Solche Abende bleiben mir besonders gut in Erinnerung, obwohl wir uns zwischendurch bei der Vermieterin für den Lärm entschuldigen mussten.
Notruf 144 in Adelboden
In die Geschichte ist vor allem ein Wochenende eingegangen. Old-School-Day in Adelboden. Bereits am Anfang der Saison hat mir mein Mitbewohner Niek von diesem legendären Tag erzählt. Dort musste ich unbedingt dabei sein. An dem Old-School-Day in Adelboden nehmen jedes Jahr zwischen hundertfünfzig und dreihundert Personen teil. Alle mit alter Skikleidung und teilweise alten Skis und Snowboards. So haben Niek und ich uns schon viele Tage vor diesem Event auf die Suche nach alten Skikleidern gemacht. Fündig wurden wir bei unserer Vermieterin, Marianne. Wir rüsteten uns mit Overalls aus den fünfziger Jahren inklusiv Stirnband und Gletscherbrille aus. Dazu eine passende Rasur. Mit den Kleidern und der Rasur sahen wir dreissig Jahre älter aus. Niek sah mit seinen Leggins und dem bunten Stirnband aus wie in den sechzigern hangen gebliebener Jugendlicher. Mich konnte man mit meinem speziellen Schnauz eher einem Zuhälter aus den sechzigern zuordnen. Der Tag kam und wir reisten gemeinsam nach Adelboden, schräge Blicke der anderen Zugpassagiere inklusive. Vom Busbahnhof gings direkt ins Alpenrose Pup, wo wir Nieks Freunde, die meisten aus Bern, trafen. Es floss reichlich Bier und Kafi Flämmli. Bereits am Tag der Anreise haben wir gefeiert, als gäbe es kein Morgen. Übernachtet haben wir in einem Lagerhaus. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt zum Glück noch keine Ahnung, dass ich am nächsten Tag ziemlich Mühe haben würde, dieses Lagerhaus wieder zu finden. Doch dazu später...
Leicht verkatert begaben wir uns alle am nächsten Tag in die Alpenrose. Dort trafen wir uns mit den restlichen Teilnehmern. Alle verkleidet. Alle mit Old-School Kleidern. So nahmen wir morgens um neun das erste Bier und das erste Flämmli zu uns. Leider regnete es wie aus strömen. Doch die Stimmung konnte uns an diesem Tag nichts vermiesen. Nachdem wir uns alle besammelt haben, begaben wir uns auf die Skipiste. Da der Himmel sich nicht öffnete und es bis zweitausend Meter über Meer regnete, begaben wir uns direkt in den GMP. Der GMP ist der Park, welcher sich in Adelboden befindet. Dort tanzten und feierten wir zu Oldies den ganzen Nachmittag. Mein Mitbewohner Niek hat an einem Contest noch den ersten Platz gemacht, unglaublich. So haben wir noch Champagner und Shots gewonnen. Ziemlich müde und betrunken trafen wir wieder in Adelboden ein. Die einen haben sich schon bald für die Rückkehr ins Lagerhaus entschieden. Zu dritt gingen wir noch in die Bernabar, der lokale Club in Adelboden. Da mir bewusst wurde, dass ich am nächsten Tag um sechs Uhr in der früh nach Saanenmöser zurück musste, um zu arbeiten, machte ich mich um etwa zwei Uhr auf den Heimweg. Es regnete immer noch. Durch den ganzen Alkoholkonsum während des Tages konnte ich mich weiss Gott nicht mehr erinnern, wo sich das Lagerhaus befand. Ich suchte und suchte. Halbe Stunde vergangen, Dreiviertelstunden vergangen, eine Stunde vergangen. Ich, pflotschnass, verloren auf den Strassen Adelbodens. Ziemlich nass und durchfroren, ohne jeglichen telefonischen Kontakt zu meinen Freunden, hatte plötzlich eine superschlaue Idee. Auf eine solche Idee kann wohl nur ich kommen. Ich dachte, wenn niemand mehr helfen kann, hilft nur noch Notruf 144. Ich nahm mein Telefon hervor und wählte die Nummer. "Notruf 144, wie kann ich ihnen helfen?", klang es aus dem Telefon..."Hallo, hier ist der Marc...ääääähmm jaaa ich bin in Adelboden und finde mein Lagerhaus nicht mehr", antwortete ich. "Entschuldigung, diese Nummer ist nur für Notfälle", antwortete die Person am anderen Ende mit einem lachen. "Sorry aber ääähm, dies ist ein Notfall, ich finde mein Lagerhaus nicht mehr", lallte ich ins Telefon. Die Person des Notrufs machte mir nochmals bewusst, dass dies kein Notfall sei und er das Telefonat beenden muss. "Ja gut, ich verstehe, dann werde ich mich mal in den Schnee legen und im Schnee schlafen, bis der erste Bus fährt, Adeee", sagte ich als Abschluss. Dann wurde die Person hellhörig, "ouuuu nein, bitte nicht, ich denke jetzt handelt es sich um einen Notfall." Die nette Person vom Notruf 144 half mir via GPS, mein Lagerhaus zu finden. Ich war ihm unheimlich dankbar und konnte Heil am nächsten Morgen aufwachen und mich auf den Weg nach Saanenmöser machen. Wieder einmal gut gegangen. Es würde mich sehr Wunder nehmen, was diese Person wohl in seinen Rapport geschrieben hatte...
Im Iglu bleiben mir die supertollen Guidenächte in Erinnerung. Jedes mal super Nächte. Auch die Tage an der Bar waren genial, sowie der Auf- und Abbau. Dazu habe ich das Skifahren sehr verbessert, vor allem Off-Pist und im Park...Wer weiss, vielleicht werde ich eines Tages noch zum Profi...Ich werde auf jeden Fall wieder eine Saison im Iglu-Dorf Gstaad machen. Vielen Dank auch an die Personen vom "Unterland", Eti und Ryan, Domi und Andi, meine Familie und Sändy, welche mich im Berner Oberland besucht haben. Dies habe ich sehr geschätzt. Ebenfalls geschätzt habe ich den schönen Empfang meiner Freunde und Freundinnen aus Bremgarten. Nächste Saison werde ich auf jeden Fall bestimmt wieder in den Bergen sein und noch einmal eine Saison beim Iglu-Dorf in Gstaad machen. Das Skifahren wurde zur Passion. Beim Arbeiten im Iglu war ich das erste Mal richtig glücklich bei der Arbeit. Zudem habe ich viele neue Freunde, welche ebenfalls beim Iglu oder als Skilehrer gearbeitet haben. Ich kann eine Wintersaison jeder Person empfehlen, welche eine neue Herausforderung sucht und unglücklich bei seiner derzeitigen Arbeit ist. Ich habe den Schritt gewagt und dabei einen super Winter erlebt!
Donnerstag, 29. Januar 2015
Rückblick 2014 / Ein Tag im Iglu Dorf Gstaad
Iglu Dorf Gstaad
Ich wohne nun
seit Ende November 2014 in Saanenmöser bei Gstaad. Hier mache ich eine
Wintersaison in dem Iglu Dorf Gstaad als Guide, Barman und Hausmeister. Sehr
lange, genau genommen den ganzen Dezember, waren die Wetterbedingungen zu
schlecht, um ein Iglu zu bauen, geschweige denn ein ganzes Iglu Dorf! Um mit
dem Bau des Iglu Dorfes zu beginnen, benötigten wir einige Tage
Minustemperaturen und Schnee. Im Dezember 2014 war das aber genau das
Gegenteil. Zuerst gab es gar keinen Niederschlag. Später kam der Niederschlag
aufgrund der hohen Temperaturen in Form von Regen, was sehr ungewohnt für die
ganze Region Saanenland war. Die Prognosen sahen lange sehr schlecht aus, um
mit dem Bau zu beginnen. Die ganze Hotellerie, die Bergbahnen und der Tourismus
litten unter diesen Bedingungen.
Doch dann
endlich kamen die kalten Temperaturen, gefolgt von ein wenig Schnee, Betonung
auf ein wenig. Der Schnee fiel nur zögerlich vom Himmel. Es reichte dennoch,
ein Iglu nach dem andern zu bauen. Normalerweise wird das ganze Iglu Dorf in
einem Monat fertig gestellt. Aufgrund des grossen Zeitdrucks, musste das Iglu
Dorf dieses Jahr aber so schnell wie möglich gebaut werden. Wir arbeiteten
darum Tag und Nacht. Teilweise übernachteten wir auf dem Berg, um morgens um
sechs mit dem Bau weiterzufahren. Muskelkater und Müdigkeit war das Resultat
des vielen Arbeitens. Dennoch war es ein unbeschreibbares Erlebnis, bei dem Bau
des Iglu Dorfes mitzuwirken.
Rückblick 2014
Das Jahr 2014
ging langsam zu Ende, die Sylvesternacht stand vor der Tür. Zeit für einen
Rückblick auf das vergangene Jahr. Viel geschah während dem Jahr 2014 in dieser
Welt. Naturkatastrophen, Kriege, Krankheiten und Revolutionen liessen die Welt
erzittern. Klar, all diese Tragödien bewegen uns auf irgendwelche Art. Mich
persönlich treffen solche Tragödien immer dann am meisten, wenn ich selbst
Angehörige in den betroffenen Ländern habe oder schon selbst dort war. Im April
2014 besuchte ich meinen Freund Yoav in Tel Aviv, Israel. Der Konflikt zwischen
Israel und Palästina dauert nun seit vielen Jahren an. Mein Besuch in Israel im
April 2014 war kurz vor dem Aufflammen neuer Spannungen. Kurz darauf wurde der
Jahre andauernde Krieg erneut entflammt und es mussten wieder viele Menschen sterben.
Die Strassen, in welchen ich im April noch unbekümmert mit einem Bier in der
Hand an die Streetparty Purim lief, waren nun plötzlich leer und man musste im
Juni 2014 mit ständigen Beschüssen der Hamas rechnen. Das israelische Militär
antwortete mit schlimmen Vergeltungen. Die Angst in Israel war plötzlich wieder
Allgegenwärtig. Im September 2014 besuchte ich meinen Freund René in Mexico an
seiner Hochzeit und genoss sehr schöne Tage am Strand. Kurz darauf machte das
Verschwinden von dreiundvierzig Studenten Schlagzeile. Dies bewegte die
Menschen, auf die Strassen zu gehen, im Kampf gegen Korruption und Gewalt im
eigenen Land, Mexico.
Für mich
persönlich war das Jahr 2014 das erste Jahr nach meiner langen Reise, in dem
ich mich nebst meinen Kurztrips ausschliesslich in der Schweiz aufhielt. Es war
ein Jahr der Vorbereitung. Ein Jahr der Entscheidungen. Ein Jahr von Hochs und
Tiefs. Ein Jahr der Geduld. Ich habe gearbeitet und gespart. Gespart für das,
was danach kommen sollte. Es forderte Geduld. Geduld von meiner Seite und von
Seiten meiner Freunde, Freundinnen und
Familie. Oft musste ich mir anhören „Ruck, reuts di?“, „Ruck wenn
chaufsch der öpe en Charre?“, „Marc, wottsch ned wedermol en neui Jagge chaufe?
Diä esch hässlech…“ – Ein Jahr später hatte ich noch immer kein Auto, habe
dafür aber sehr viel Geld gespart. Die Jacke jedoch ist weg, gestohlen,
verloren gegangen, keiner weiss es, Opfer einer ausgiebigen Partynacht, solls
geben, war ja aus Sicht aussenstehender Personen sowiso hässlich.
Bereits
während meiner langen Reise in Nord- und Zentralamerika war mir nicht klar, ob
ich mit einem normalen Leben als Kaufmann überhaupt klarkommen konnte. Ich
versuchte es dennoch. Eineinhalb Jahre habe ich es ausgehalten, meinen
erlernten Beruf als Kaufmann zu bewältigen. Geduld war gefragt. Ich arbeitete
ohne Tageslicht, die Luft war schlecht, ein typisches Grossraumbüro. Statt
zusammen an einem Strick zu reissen um miteinander zu arbeiten, arbeitete man
gegeneinander. Es gab diese Grüppchen. Es wurde herumgesprochen, was man nur
konnte. Ich musste feststellen, dass man mich bereits kannte, bevor ich
überhaupt angefangen habe, zu arbeiten. Facebook und social Media macht dies
heute möglich. Einige Mitarbeiter wurden als Kommunikationsmittel zu den Chefs
ausgenützt oder gebraucht. Bereits bei meiner letzten Arbeitsstelle lief es
genau so ab. So war es nichts neues für mich. Doch irgendwann hatte ich genug von
dem heimlichen Verbreiten von Gerüchten, der ständigen Überwachung durch Leute,
die dann zur Chefin gingen, um zu erzählen, ich sei zu oft im Internet, dem
ständigen Druck von oben, dem schlechten Arbeitsklima und, und, und…. Darauf
hin habe ich gekündigt. Nun habe ich es wirklich satt, meinen erlernten Beruf
weiterhin auszuüben und muss wohl neue spannende Herausforderungen suchen.
Viele Personen können es wohl kaum verstehen, einen gut bezahlten Job
hinzuschmeissen um eine neue Herausforderung zu finden. Ich musste zuerst
selbst damit klarkommen. Ich befand mich in einem Tief und flüchtete mich in
den Sport, was nicht allzu schlecht war. Fast jeden Tag konnte ich durch Sport
wieder die Realität und meine Träume sehen und wusste, es wird wieder besser
kommen.
Nun wohne ich
seit geraumer Zeit in den Bergen in einem alten Holzchalet. Die automatische
Abwaschmaschine gegen den Handabwasch getauscht, kein Internet, kein TV, kein
eigenes Bad und kein eigenes WC. Doch ich bin sehr zufrieden damit und habe
einen guten neuen Mitbewohner und sogleich Freund gefunden. Er kommt vom
Emmental und bestreitet dieses Jahr seine dritte Wintersaison. Über meine
zweite Mitbewohnerin will ich dabei kein Wort verlieren. Mein Mitbewohner und
ich haben bei einigen Dingen unsere Differenzen mit ihr. Leider musste ich
solche Differenzen bereits bei der letzten WG miterleben. So ist es halt, wenn
man mit Menschen zusammen wohnt, die man vorher nicht kannte. Es kann eine sehr
gute Erfahrung sein, aber man kann auch genau das Gegenteil davon erfahren. Ich
finde es selbstverständlich, dass jeder dem anderen beim Abwasch und Haushalt
hilft und teilweise auch eine gemeinsame Haushaltkasse führt. Lustige und auch
ausgefallene Abende sollten dazu gehören. Menschen, die das nicht verstehen,
sollten sich von WG’s fernhalten. Punkt.
Ein Tag im Iglu Dorf
In meinem
letzten Blogeintrag beschrieb ich den tristen Tagesablauf, den ich in den
letzten eineinhalb Jahren hatte. Nun komme ich zu meinem neuen Tagesablauf. Der
Leser oder die Leserin darf sich dann Gedanken machen, was wohl mehr Spass
macht. An einem normalen Arbeitstag an der Bar im Iglu wache ich um sechs Uhr
fünfundvierzig auf, mache mir einen Kaffee, frühstücke, ziehe meine Skikleidung
an und begebe mich zu Fuss auf meinen nicht ganz ungefährlichen Arbeitsweg der
Hauptstrasse entlang. Nach zehn Minuten komme ich bei der Bergstation an. Es
ist immer noch halb dunkel. Ich begebe mich in die Gondel und geniesse das
tolle Bergpanorama, den Sonnenaufgang und die tolle Aussicht aufs Nebelmeer.
Voraussetzung ist natürlich gutes Wetter. Sonst geniesse ich den Schneefall in
vollen Zügen und freue mich auf den Pulverschnee. Oben angekommen steige ich
auf meine Skis und fahre Richtung Iglu Dorf. Dort bereite ich die Bar auf den
kommenden Tag vor. Meist geniesse ich dabei mit guter Mucke, also
elektronischer Musik, das Bergpanorama. Schon bald folgen die ersten Gäste, die
ich bewirten darf. Den ganzen Tag arbeite ich dann an der Bar, die Sonne
scheint mir ins Gesicht und atme die frische Bergluft ein. Abends, wenn die
Sonne langsam unter geht, bediene ich noch die letzten Gäste und geniesse den
schönsten Sonnenuntergang, welcher man sich vorstellen kann. Unbeschreiblich.
Dann, wenn die letzten Gäste den Heimweg antreten, verräume ich die Bar, mache
den Tagesabschluss, kontaktiere den Pistenbully und fahre Nachts mit den Skis
den Berg runter. Kein Mensch mehr auf der Piste. Unten angekommen gibt es noch
einen Abschlussglühwein in der Après Ski Bar. Der Arbeitstag ist zu Ende. Es
gibt wohl keinen schöneren Arbeitsplatz, als in den Bergen.
Neben der
Arbeit, welche sehr viel Platz im letzten Monat eingenommen hat, habe ich viele
Menschen kennengelernt. Dabei habe ich auch ein Mädchen aus Perú kennengelernt,
welche hier in der Umgebung in einem Hotel ein Praktikum gemacht hat. Sie
besuchte mich oft. Wir genossen die Zeit, welche wir zusammen hatten, in vollen
Zügen. Doch leider kam der Tag, an dem sie wieder zurück in ihre Heimat musste.
Der Abschied war nicht einfach. Doch ich erlebte für einmal das Gegenteil,
welches ich beim Reisen oft mitmachen musste. Man lernt jemanden kennen, hat
eine super Zeit, doch der Tag des Abschieds naht dennoch. So bleiben meist nur
noch die Erinnerungen an die super Zeit, die man zusammen hatte. So ist das
abwechslungsreiche, interessante Leben, wenn man es so gewählt hat, wie zum
Beispiel ich. Es ist darum immer wichtig, den Augenblick zu geniessen und dann
halt damit zu leben, dass der Augenblick wieder vorbei ist und wieder neue
Erlebnisse folgen werden. Würde ich mein Leben nicht so leben, hätte ich heute
immer noch einen Job, der mir nicht gefällt, keine neuen Erlebnisse überall auf
der Welt gemacht und wäre nicht so glücklich, wie ich das heute bin. Darum
empfehle ich jeder Person, welche nicht glücklich mit seiner Situation ist,
etwas dagegen zu tun und sein Leben in eine völlig andere Richtung zu steuern.
Hier in den
Bergen vom Saanenland werde ich bis April 2015 wohnen. Danach werde ich mich
auf die nächste grosse Reise begeben, sofern diese nicht bereits mit meiner
Entscheidung während des Jahres 2014 und meinem Entscheid, in den Bergen zu
arbeiten, begonnen hat.
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