Mittwoch, 24. Juni 2015

Feria, Flamenco und Backpacker / Verlaufen in der Sierra Nevada

Feria, Flamenco und Backpacker

Es ist nun eine Weile her seit meinem letzten Blogeintrag. Viel ist geschehen dazwischen. Reisen kann auch zwischendurch ziemlich stressig sein, man findet teilweise kaum Zeit für sich selbst. Vor allem in den Städten ist man immer unterwegs, will man doch in der kurzen Zeit möglichst viel erleben.

Nach Valencia bin ich mit Tyson, Australier, nach Albacete gereist. Albacete ist eine Kleinstadt inmitten von millionen Olivenhainen. Dort habe ich auch die ersten Schnecken gegessen. Anfangs ekelten mich die Schnecken ein bisschen. Doch fängt man einmal mit den Schnecken an, wird man süchtig davon, sehr lecker. Von Albacete gings weiter nach Linares und dann zu dem nächsten grossen Ziel, Cordoba. Nach Cordoba wollte ich vor allem wegen der Feria de Cordoba. Dies war wohl das verrückteste Volksfest, welches ich je gesehen habe. Da Tyson eine kleine Grippe eingefangen hatte, machte ich mich alleine zu der Feria. Meist habe ich dann vor Ort diverse Spanier kennengelernt, mit welchen ich von Zelt zu Zelt gezogen bin. Dabei lernte ich den Flamenco kennen. Dies ist ein Andalusischer Volkstanz. Neben dem Flamenco und dem guten Essen geht es natürlich wie bei jedem Volksfest ums trinken. Da sage ich selten nein. Die darauffolgenden Tage endeten darum meist etwas verkatert. Bei achtunddreissig Grad im Schatten nicht sehr angenehm. Cordoba sollte man am besten im Frühling oder Herbst bereisen. Im Sommer kann es gerne bis fünfzig Grad werden, was das erkunden einer Stadt ziemlich schwierig macht.

So verbrachte ich einige Tage in Cordoba, oder besser gesagt, an der Feria de Cordoba. Ich freute mich auf etwas Erholung in Granada. Dumm nur, dass an dem Tag der Ankunft die Feria de Granada anfing. Zufall oder Schicksal?!? So war auch in Granada nichts mit erholen. Als ich bei meiner letzten grossen Reise in Mexico und Zentralamerika die Rückreise angetreten hatte, war ich auf eine Art ziemlich froh, keine Backpacker mehr zu sehen. Backpacker können ziemlich stressig sein. Viele reisen oft nur für kurze Zeit und wollen darum so viele Leute wie möglich kennenlernen. Viele sind ziemlich oberflächlich. Ich lerne gerne Leute kennen, mit denen man ein gutes Gespräch führen kann oder gemeinsam Dinge erleben kann. Gemeinsame Interessen spielen dabei auch eine grosse Rolle. Zu diesen Personen gehören leider nur wenige. Gerne erzähle ich, woher ich bin, wo ich reise, wie ich heisse, erzähle auch gerne meine Reiseerlebnisse. Doch viele interessieren sich eigentlich gar nicht dafür, sondern fragen einfach, um gefragt zu haben. Hey, hows it going? Where are you from? Where did you just coming from? What are your next places you´re visiting? What`s your favourite place so far in spain? Have you been to the Alhambra? How was it? All diese Backpackerfragen gehören zum Reisen. Doch wenn ich jemandem all diese Fragen beantworte, und die gleiche Person eine Stunde später an der Bar das gleiche nochmal fragt, nur weil sie sich das nicht merken kann oder nicht merken will, dann nervt mich das ziemlich. Dazu kommen all die, die keinen Respekt haben vor anderen, in der Nacht um vier in voller Lautstärke mit irgendwelchen Bekannten telefonieren und dabei alle wecken, usw. Dabei gibt es sehr viele Amerikaner und Australier, die gerade vom College kommen und dann einen Eurotrip machen. Kultur und Menschen interessieren sie kaum, es geht bei diesen nur darum, um Party zu machen. Darum gibt es auch dementsprechend viele Partyhostels. Nach drei Tagen Granada hatte ich sichtlich genug von diesen Backpackern. Ich musste flüchten! So bin ich für drei Tage in die Sierra Nevada geflüchtet. Ich brauchte wieder einmal Erlebnisse. Natur. Ruhe. Viel Ruhe. Pause von Alkohol. Pause von nervigen oberflächlichen Backpackern.

Verlaufen in der Sierra Nevada

So nahm ich den nächsten Bus in die Sierra Nevada. Ohne jeglichen Plan fuhr ich zunächst nach Orgiva. Dort genoss ich ein Mittagessen und lernte dabei Mauricio kennen. Er ist der Inhaber einer Schockoladenfabrik in Capileira. So nahm er mich gleich nach Capileira mit. Das Ziel war nun bekannt, Capileira. Dort nahm ich mir ein Zimmer und konnte endlich wieder einmal entspannen und ging zwei Mal wandern. Dabei habe ich den höchsten Berg Spaniens, den Mulhacen, bestiegen. Die Wanderwege in Spanien sind sehr schlecht beschildert. So kommt man oft vom Weg ab. Dies ist auch mir geschehen. Die Wanderung wäre sechs Stunden gegangen. Ich hatte dafür zehn Stunden. Man verirrt sich sehr schnell. Als ich bei der Berghütte angekommen bin, habe ich einen Engländer kennengelernt, welcher auch zu der Berghütte wanderte, jedoch von einer anderen Seite. Nachdem ich nach zwei Stunden den Weg noch immer nicht gefunden habe, habe ich im nirgendwo wieder diesen Engländer angetroffen. Auch er suchte den Weg. Wir unterhielten uns kurz und sahen uns später nicht mehr. Am nächsten Tag habe ich in Capileira mit einer alten Dame gesprochen und ihr erzählt, dass ich mich verlaufen habe. Sie fragte mich dann, ob ich der sei, den sie in der Nacht mit dem Helikopter gesucht haben. Es musste wohl der Engländer gewesen sein, der den Weg vermutlich nicht mehr gefunden hatte.

Nach den fünf Tagen in der Sierra Nevada war ich wieder bereit für die grossen Städte und die Backpacker. Dennoch versuche ich in Zukunft, Partyhostels so gut wie möglich zu meiden. In Malaga traf ich dann Niek, Joel und Sanni. Niek war mein WG-Mitbewohner in Gstaad, Joel kenne ich von der Zeit in Gstaad und Sanni ist eine bekannte von Niek. Mit ihnen ging ich dann weiter nach Tarifa, wo wir Philipp trafen. Philipp kenne ich ebenfalls von Gstaad. Er arbeitet im Winter als Snowboardlehrer im Kidsvillage und im Sommer vermietet er Zimmer an Kitesurfer in Tarifa. Dort verbrachte ich dann acht Tage. Ich lebte dabei in der Wohnung von Philipp und lernte sehr interessante Leute kennen. Danach gings weiter nach Sevilla. Dort ging es dann weiter mit mühsamen Backpackern. Daneben waren dann aber trotzdem noch einige sehr kuule Leute im Hostel, mit denen ich eine super Zeit hatte. Das nächste Reiseziel nach Sevilla aller Backpacker ist Lagos in Portugal. Dirck, ein sehr angenehmer Holländer, riet mir von diesem Ort ab. Falls ich Lust habe, mit tausenden von Australiern und Amerikaner vierundzwanzig Stunden zu saufen sei dieser Ort perfekt. Er kenne mich aber nach zwei Tagen gut genug, um mich von diesem Ort abzuraten. So folgte ich seinem Rat und ging direkt nach Sagres zum surfen. Hier bin ich nun im besten Hostel, in dem ich je gewesen bin. Warum und was ich hier so erlebe, erfährt man in meinem nächsten Blogeintrag...








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