Vorgeschichte

Von der Geburt bis 19 Jahre

Kurz vor dem Fall der Berliner Mauer konnte ich in Zug ZG das Licht und die Schönheit der Welt erblicken. Aufgrund des Studiums meines Vaters sind wir oft umgezogen. So kam es, dass wir bereits kurz nach meiner Geburt nach Grenchen SO gezogen sind. Darauf folgten die Wohnorte Arch BE, Winterthur ZH und Rotkreuz ZG. Ich wurde mit den vielen Wohnortswechseln bereits in meinen ersten sechs Jahren mit dem Reisen konfrontiert. Erinnern kann ich mich trotzdem kaum noch. Nach Rotkreuz lebte ich mit meiner Familie rund dreizehn Jahre  in einem Einfamilien-Reihenhaus in Dietwil AG. Dort erlebte ich die ganze Kindheit, die Pubertät und all die guten und schlechten Sachen, die man während dieser Zeit als Kind und Teenager durchmacht.

Dietwil war ein kleines (rund 1000 Einwohner), verträumtes, aber dennoch sehr lebenswertes Dorf am Ende des Kanton Aargaus. Das Dorf grenzt direkt an die Kantone Zug und Luzern. In Dietwil besuchte ich zuerst den Kindergarten und Primarschule, später folgte die Bezirksschule in Sins und besuchte danach die Berufsschule in Wohlen. In diesen Jahren reichte mein Denken noch nicht viel weiter als die Grenzen des Freiamts, der Region, in welcher ich wohnte. Ich war gut verankert in Dorfvereinen wie zum Beispiel die Guggenmusik oder die Jubla. Nie konnte ich mir vorstellen, diese schöne Gegend je einmal für längere Zeit zu verlassen. Zu sehr hätte ich sie vermisst. Na ja, klar, in die Ferien ging ich auch. Nach Italien, Frankreich, Österreich, Spanien, usw....Aber das waren Ferien. Nur Ferien. Es war sicher, man kehrte zurück.

Mein damals konservatives und eingeschränktes Denken liess keine neuen Kulturen, keine neuen Sprachen oder keine neuen Erfahrungen ausserhalb des gelobten Freiamts zu. Ich war eingeschlossen in einem von einigen Dörfern umfassenden Gebiet. Diese Haltung und mein Denken stimmte aber für diese Zeit, weil ich schlicht und einfach nichts anderes kannte, mich nicht für anderes interessierte. Selbst in Städten wie Luzern oder Zug fühlte ich mich fremd. Zu viele Häuser, zu viele Menschen! Menschen, mit welchen ich mich nicht einmal unterhalte konnte aufgrund deren Sprache. War es wirklich die Sprache? Oder waren es schlicht und einfach die Vorurteile gegenüber Fremden, welche es nicht zugelassen haben, auf andere zuzugehen?

In der Bezirksschule hatte ich mit Sprachen sehr zu kämpfen. Sprachen, abgesehen von Schwiizerdütsch und Hochdeutsch, interessierten mich überhaupt nicht. Fensterplatz kann man es auch nennen. Ich war mehr interessiert daran, wie ich meiner Französisch-Lehrerin einen Streich spielen konnte, ohne dass sie es merkte, als zu lernen. Über die Note vier kam ich kaum. Ohne Interesse, dies realisiere ich vor allem heute, kann man keine Sprache lernen. Heute sage ich mir, hätte ich doch der Frau Koch, Frau Hasler, dem Herrn Wörner und wie sie alle heissen besser zugehört, mich mehr dafür interessiert, es hätte mir wahrscheinlich vieles erleichtert. Aber warum Sprachen lernen? Warum auch? Ich benötige doch kein Englisch, kein Französisch im Freiamt. Man spricht dort Schwiizerdütsch und nichts anderes. Man passt sich unserer Sprache an! Für das wenige Englisch, welches ich in den Ferien benötige, reichte der Fensterplatz.

Meine Berufslehre als Kaufmann neigte sich dem Ende zu. Es war klar, die Rekrutenschule sollte so schnell wie möglich gestartet werden. Schon bald folgte das Datum, um die Rekrutenschule zu beginnen. Doch, was mache ich von dem Ende der Berufsschule bis Anfang der Rekrutenschule? Es blieben mir noch einige Wochen. Eines Abends während eines Nachtessens in Zug mit meiner Taufpatin und ihrem Ehemann Max wurde ich mit dem Wort Sprachaufenthalt konfrontiert. "Marc, mach doch bis zur Rekrutenschule einen Sprachaufenthalt", ertönte es aus dem Mund meiner Taufpatin. Sprachaufenthalt? In einem anderen Land? Eine andere Sprache? Ganz alleine? Wie verständige ich mich dort? Schliesslich habe ich mich bis dato immer mit dem Sprachunterricht durchgemogelt, nicht wirklich etwas gelernt. Fensterplatz eben. Ich werde all die Chilbis und Feste im Freiamt verpassen, wie geht das? Ich wusste am Anfang nicht, was mich da erwartet. Zu viele Gedanken waren in meinem Kopf.


Mit 19 Jahren, Sprachaufenthalt in Toronto

Doch ich stellte mich dem Abenteuer und flog tatsächlich mit neunzehn Jahren nach Toronto. Es fühlte sich sehr seltsam an. Angst, Unsicherheit und Vorfreude teilten sich. Max, der Ehemann meiner Taufpatin begleitete mich die erste Woche. Wir mieteten uns ein Auto und entdeckten ein bisschen die Weite Kanadas.

Dann jedoch teilten sich die Wege von Max und mir. Max flog zurück in die Schweiz und ich war auf mich allein gestellt. Ich wurde mit all den vorher beschriebenen Ängsten und Vorurteilen konfrontiert und bemerkte schnell, dass all die verschiedenen Kulturen und Menschen, die ich angetroffen habe, völlig anders sind, als ich sie mir vorgestellt habe. Ich lernte Personen aus Mexico, Spanien, Venezuela, Kolumbien, Frankreich, Italien, Brasilien, China, Japan, und viele mehr kennen. Ich kann die vielen verschiedenen Nationen gar nicht alle aufzählen, es sind zu viele. Aus jedem Teil der Erde waren sie vertreten. Bereits in der ersten Woche lernte ich Helena aus Spanien und René aus Mexico kennen. Zwei wichtige Personen in meinem Leben und sehr bedeutend bei dem weiteren Verlauf der nächsten Jahre.

Mein Denken veränderte sich schlagartig. All die Vorurteile wurden abgelegt. Mein Interesse an anderen Sprachen wurde riesig. Nach vier Wochen konnte ich mich ohne Hemmungen auf englisch unterhalten. Was ein solcher Sprachaufenthalt auswirken kann! Zudem habe ich viele neue Freundschaften geschlossen. Mein nächstes Ziel war, René in Mexico zu besuchen.

In meinen Blogs gehe ich oft tiefer in die Geschichten ein, welche ich in Toronto erlebt habe. Zudem erzähle ich, wie ich einige Personen nach vielen Jahren wieder getroffen habe. Neben den wichtigsten Personen, Helena und René, traf ich zufällig in Real de Catorce auf einen weiteren Freund aus Mexico, den ich in Toronto kennengelernt habe. Ohne ihn hätte ich wohl eine Nacht auf der Strasse geschlafen. 


Jahre 20 - 22, Mexico

Ich hielt mein Wort und besuchte René in Mexico, lernte dabei seine Familie und Freunde kennen und verliebte mich in das das mexicanische Essen, die Musik, die Kultur, die weiblichen Geschöpfe und das Land Mexico selbst. Es blieb bei meinen ersten zwei Reisen bei dreiwöchigen Aufenthalten. Mexico bietet sehr viel. Neben dem feinen Essen, der Musik und den schönen Stränden mag ich dort die Menschen. Sie sind sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Nach all den Ländern, welche ich bis heute entdeckt und kennengelernt habe, bleibt Mexico mein liebstes Reiseziel.

Das Land ist zu gross, um alles in dreiwöchigen Urlauben zu sehen. Darum war mir klar, ich musste eine neue Möglichkeit finden, das Land in einem grösseren Zeitraum zu bereisen. Was war nur mit mir geschehen? Warum kann man sich so schnell ändern? Vom konservativen Superbünzli wurde plötzlich ein Mensch neu geboren, die Welt zu entdecken.


Mit 23 Jahren, meine erste lange Reise

Ich wohnte bereits alleine. Arbeitete als Verwaltungsangestellter bei der Gemeinde Rüschlikon. Was will man mehr? Guter Lohn, Auto, Wohnung, Job und viele Freunde. Doch etwas fehlte mir. Die Sehnsucht nach der Ferne wurde grösser. Ich wollte dem Alltag entfliehen, wollte mehr aus den erlernten Sprachen machen. Inzwischen begann ich in einem Kurs, spanisch zu lernen.

So kündete ich meinen Job, verkaufte mein Auto, kündete meine Wohnung, löste alles auf und begab mich auf die grosse Reise, welche neun Monate dauerte.

Die ganze neunmonatige Reise ist unter Nord- und Mittelamerika nachzulesen. 

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